Pep Guardiolas taktische Evolution - von Barca B über Bayern bis zu Manchester City

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Pep Guardiolas taktische Evolution - von Barca B über Bayern bis zu Manchester City

Barcelona B (2007-2008)

Pep hat den Ruf eines Trainers, der nur in großen Klubs mit Weltklassespielern und hohen Transferbudgets erfolgreich sein kann. Obwohl es aktuell schon in gewisser Hinsicht wahr zu sein scheint, wird oft übersehen, dass Peps erste Station in der 4. Liga Spaniens war.

Bei Barcelona B holte Pep aus den ersten 3 Spielen nur einen Sieg - nicht der beste Einstand. Der Verein vertraute jedoch weiter Pep und seinem Assistenten Tito Vilanova und das zahlte sich aus: Das Team gewann anschließend seine Tercera Division-Gruppe und qualifizierte sich für die 2008 Segunda Division B-Playoffs, welche es gewann und somit den Aufstieg schaffte.

Barcelona (2008-2012)

Größte Erfolge: 2x UEFA Champions League (2008-09, 2010-11), 3x La Liga (2008-09, 2009-10, 2010-11), 2x Copa Del Rey (2009-10, 2011-12), 3x Supercopa (2009, 2010, 2011), 2x FIFA Klub-Weltmeisterschaft (2009, 2011), 2x UEFA-Superpokal (2009, 2011)

Innerhalb von vier Jahren holte Pep Guardiola mit Barcelona 14 von 19 möglichen Trophäen und revolutionierte das Fußballspiel. Fabio Capello sagte in der Doku "Take the Ball, Pass the Ball" über Peps historisches Barca-Team:

"Es gab drei besondere Epochen in der Fußballgeschichte: Zuerst Cruyff bei Ajax, dann Sacchi bei AC Mailand - ein Projekt, das ich fortgesetzt habe. Und dann kam Guardiola und er schuf etwas Wunderbares."

Unter ihm gewann Lionel Messi vier aufeinanderfolgende Ballon D'ors (2009, 2010, 2011 und 2012) und entwickelte sich zu einem der besten Spieler der Welt.

Guardiola führte Barcelona zu zwei Champions-League-Triumphen 2009 und 2011 - beide Male wurde im Finale Manchester United besiegt.

Die Fußballwelt war seit Guardiola besessen vom Ballbesitz und Pressing-basierten Fußball, und es ist kein Zufall, dass die spanische Nationalmannschaft, deren Kern Barcelona-Spieler bildeten, ausgerechnet zwischen 2008 und 2012 zwei Europa- und eine Weltmeisterschaft gewann.

Bayern München (2013-2016)

Größte Erfolge: 3x Bundesliga (2013-14, 2014-15, 2015-16), 2x DFB-Pokal (2013-14, 2015-16), 1x FIFA Klub-Weltmeisterschaft (2013), 1x UEFA-Superpokal (2013)

Nach einem einjährigen Sabbatjahr in New York kehrte Guardiola ins Fußballgeschäft zurück und übernahm das Traineramt beim FC Bayern.

Der 3:1-Sieg in Peps erster Saison in der Champions League gegen Manchester City war eine revolutionäre Leistung, denn damit zeigte er der Fußballwelt, dass sein Stil auch ohne Messi an der Spitze funktionieren kann. Der Ballbesitz war immer noch Peps Grundphilosophie, aber taktisch spielten die Bayern mehrere Formationen: von 4-3-3, 4-2-4 bis 4-2-3-1, 3-3-1-1 und 3-4-5, oft mit Philipp Lahm als defensivem Mittelfeldspieler, mit aufgerückten Außenverteidigern, die praktisch Mittelfeldspieler wurden. Franck Ribery und Arjen Robben waren die tödlichen Waffen von Pep: Sie dribbelten an den Seitenlinien entlang, zogen nach innen und schossen auf das Tor.

Er war der erste ausländische Trainer, der dreimal die Bundesliga gewann, und brach zahlreiche Rekorde, darunter die meisten Siege in einer Saison (29 in der Saison 2013/14).

Unter ihm erzielte Bayern 254 Tore in 102 Ligaspielen, und die erfolgreiche Umsetzung der auf Ballbesitz basierenden Spielweise verhalf den Bayern dazu, mit 8 Titeln in Folge den Rest des Jahrzehnts die Bundesliga zu dominieren.

Manchester City (seit 2016)

Größte Erfolge: 3x Premier League (2017-18, 2018-19, 2020-21), 1x FA Cup (2018-19), 4x EFL Cup (2017-18, 2018-19, 2019-20, 2020-21), 2x FA Community Shield (2018, 2019)

In Manchester City hat Pep Guardiola einen Verein gefunden, der ihm jeden Wunsch erfüllt. Es ist im Prinzip nicht mehr Manchester City, sondern FC Guardiola.

Pep verwandelte Manchester City in die wohl beste englische Mannschaft der Geschichte und gewann 2018 und 2019 zweimal hintereinander die Premier League - zum ersten Mal seit Sir Alex Ferguson. In diesen zwei Saisons sammelte sein Team 198 von 228 möglichen Punkten und beendete die Saison 2017/2018 mit einer Rekord-Punktzahl von 100 Punkten.

Die Entwicklung von Raheem Sterling war das erfolgreichste individuelle Projekt von Pep, das Sterling zu einem Top-Torschützen machte: In der Premier-League-Saison 2019/20 erzielte er ganze 20 Treffer.

Guradiolas Aussage "Ich unterrichte keine Zweikämpfe" im Jahr 2016/2017, nachdem er von Leicester City mit 2:4 besiegt wurde, hatte alle Kritiker von Pep verwirrt: "Sie unterrichten keine Zweikämpfe? Sie sind jetzt in England, Pep, hier funktioniert die Tiki-Taka nicht".

Pep hat jedoch seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, sich an die hohe Intensität der Premier League anzupassen, indem er sich mehr auf den zweiten Ball konzentrierte. Er hielt jedoch weiterhin am Ballbesitz-basierten Fußball, der hohen Abwehrkette und den ballstarken Mittelfeldspielern fest.

Vorerst bleibt Pep Trainer bei City und hat die Aufgabe, seinen dritten Premier-League-Titel innerhalb von vier Jahren einzufahren, während die Champions League, die er seit 2011 nicht mehr gewinnen kann, nach wie vor oberste Priorität hat.

Was kommt weiter?

Was auch immer die Zukunft für Guardiola bereithält, er wird sich bestimmt seine nächste Station selbst aussuchen können. Ein weiterer Klub in der Premier League scheint derzeit höchst unwahrscheinlich. Es gibt Gerüchte über eine Rückkehr zu Barcelona, doch auch dies ist schwer vorstellbar - eine neue Generation ist bei der La-Masia-Akademie nicht in Sicht und generell erlebt der Klub aktuell nicht die beste Zeit.

Ein Amt im Vereinsvorstand scheint wahrscheinlicher. Auch die Bundesliga steht vermutlich nicht mehr auf Peps Wunsch-Liste. Über Juventus als seine nächste Station wird auch oft spekuliert. Schließlich ist die Serie A die einzige der Top-4-Ligen, wo Pep noch nicht gearbeitet hat. Außerdem entspricht der Klub den finanziellen Bedürfnissen des Katalanen. Die Vereinsbosse würden sich bestimmt von Pep erhoffen, dass er den Klub auf das Niveau von Barcelona und Real Madrid bringt.

Sein Erbe als ein Trainer, der den Fußball taktisch komplett verändert hat, ist unumstritten. Und generell: Wie viele Trainer haben die beste Mannschaft aller Zeiten, die beste La-Liga-Mannschaft aller Zeiten und die beste Premier-League-Mannschaft aller Zeiten trainiert?

VerfasserSenseny SeligerQuelleBack Page Football
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