Carlo Ancelotti: "Ich fühle mich sehr wohl in Bayern". Teil 1
„Seit er wieder da ist, gewinnen wir“, sagt Carlo Ancelotti über Uli Hoeneß. Im Interview mit der tz erklärt der Trainer, wie der Präsident dem FC Bayern hilft.
Mister, Ihr erstes halbes Jahr beim FC Bayern ist vorbei. Sind Sie zufrieden?
Carlo Ancelotti: Aber ja doch. Ich fühle mich sehr wohl. Der FC Bayern ist vorbildlich organisiert, unsere Mannschaft hat Qualität und die Stadt ist wirklich wahnsinnig schön. Ich kann mich nicht beklagen. Obwohl: Wir können uns noch ein wenig verbessern, aber dafür ist noch Zeit.
So? Ende Januar geht es bereits in die Rückrunde...
Ancelotti: In der Tat, die entscheidende Phase der Saison steht aber erst im Frühjahr an. Eigentlich sogar schon im Februar mit dem Start der K.o.-Phase in der Champions League. Bis dahin haben wir aber noch ein paar Wochen Ruhe. Wir werden uns im Trainingslager bestmöglich auf das Saisonfinale vorbereiten. Wären wir bereits in der Hinrunde auf Hochtouren gelaufen, so hätten wir das im Frühjahr bereut.
Perez in Madrid, Abramowitsch bei Chelsea, Al-Khelaifi in Paris und Berlusconi bei Milan. Jemand wie Sie dürfte wissen, wie man mit Druck umgeht. Spüren Sie den auch in München?
Ancelotti: Man spürt ihn bei jedem großen Klub. Er gehört dazu. In München herrscht dennoch ein überaus angenehmes Klima. Der FC Bayern verkörpert Stabilität, auf all seinen Ebenen, was nicht zuletzt der großartigen Arbeit geschuldet ist, die hier in den vergangenen Jahren verrichtet wurde.
Sie klingen so, als würden Sie Ihren bis 2019 laufenden Vertrag am liebsten jetzt schon verlängern.
Ancelotti: Bei den großen Klubs ist es stets kompliziert, über einen langen Zeitraum Trainer zu sein. Die Erwartungshaltung ist enorm, die Ergebnisse müssen stimmen, das macht es nicht leicht. Natürlich gibt es Klubs wie Manchester United, wo Ferguson 24 Jahre lang tätig war. Mit Wenger bei Arsenal ist es nicht anders. Das hat allerdings damit zu tun, dass diese Vereine amerikanischen Unternehmern unterliegen, die sich neben der fußballerischen auch stark um die finanzielle Komponente kümmern. Bei den übrigen Klubs sind zwei, drei Jahre schon eine lange Zeit.
Wenn Sie Ihre bisherigen Stationen mit einem Wort beschreiben müssten, welches würden Sie dann für den AC Mailand wählen?
Ancelotti: Familie.
Juventus?
Ancelotti: Ganz schön schwierig, nur ein Wort zu benutzen.
Sie dürfen auch zwei oder drei gebrauchen.
Ancelotti: Der erste Top-Klub.
Chelsea?
Ancelotti: Mein erstes Auslandssemester. Die Premier League ist eine großartige Liga!
PSG?
Ancelotti: Paris war eine Herausforderung. Sie wollten international an Bedeutung gewinnen, hatten aber noch nicht die Mentalität dazu. Da wollte ich helfen.
Wie trug sich eigentlich die Szene zu, bei der Sie dem großen Zlatan Ibrahimovic eine Kiste gegen den Kopf getreten haben?
Ancelotti: Eines Tages war ich einfach sauer. Nicht auf ihn, auf die Mannschaft. Da habe ich in der Kabine aus Ärger gegen einen Box getreten, die ihm darauf an den Kopf geflogen ist. Er hat aber sofort verstanden, dass sie nicht ihm galt.
Zwei Klubs fehlen noch. Real?
Ancelotti: Ein einzigartiges Erlebnis. Real ist ein bedeutender Klub in der ganzen Welt, er gehört nicht ausschließlich den Madridistas. Ein Trainer muss einmal in seiner Karriere diese Erfahrung gemacht haben. Ich habe es erlebt und bin sehr glücklich darüber.
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