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"FC Deutschland" und Handgeld: Als Geburtstagskind Sebastian Kehl den Bayern nach Zusage einen Korb gegeben hat

13 Februar, 19:44
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Sebastian Kehl ist eine Legende von Borussia Dortmund. Einst sagte er dem FC Bayern zu, wechselte aber schließlich zum BVB, was für viel Ärger bei den Münchnern sorgte. Die Roten drohten sogar, Kehl zu verklagen.

Doch wie kam es dazu? Das Portal Goal blickt auf diesen Transfer zurück und wir erinner uns gerne daran, da Kehl heute seinen 45. Geburtstag feiert!

Die komplette Geschichte des verrückten Dortmund-Transfers von Sebastian Kehl

Transferoffensive der Dortmunder, "FC Deutschland": Wie alles begann

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war das Verhältnis zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund intakt, verriet der damalige BVB-Manager Michael Meier in einem Interview mit goal.com. Dass Uli Hoeneß Giftpfeile Richtung Ruhrgebiet wegen der Transferoffensive der Dortmunder geschossen hat, störte Meier nicht.

FC Bayern wollte damals Tomas Rosicky von Sparta Prag verpflichten. Der Tscheche saß sogar im Büro von Uli Hoeneß. Allerdings stieg Uli aus dem Poker um Rosicky aus, weil er den "Wahnsinn" des ständigen Überbietens nicht mehr mitmachen wollte. So landete Tomas im Januar 2001 beim BVB, die Schwarz-Gelben gaben für ihn 25 Mio. D-Mark aus. Damals schickte BVB-Präsident Gerd Niebaum eine Kampfansage an die Bayern: Er hatte das Ziel, "die Bundesliga von oben zu kontrollieren".

Nach dem Gewinn der Meisterschaft und der Champions League 2001 wollte Hoeneß den Kader verjüngen - "mit möglichst deutschen Spielern". "Wir möchten 2006 bei der Heim-WM einen Block für die Nationalmannschaft stellen", so klang der Plan des FCB-Managers.

Transferoffensive der Dortmunder, "FC Deutschland": Wie alles begann

Zu diesem Zeitpunkt weckte Sebastian Kehl das Interesse der deutschen Top-Klubs. Laut Michael Meier war der junge Mittelfeldspieler damals "in einer Größenordnung mit Michael Ballack und Sebastian Deisler. Ihm sagte man auf seiner Position eine große Zukunft voraus".

Gerüchte um Handgeld

Mit seinen starken Leistungen beim SC Freiburg hat sich Kehl in den Fokus der deutschen Nationalmannschaft gespielt und passte in das Konzept "FC Deutschland" von Uli Hoeneß, der im Oktober 2001 den Transfer von Sebastian Deisler fixiert hat.

Es gab jedoch ein pikantes Detail: Die Bayern haben Deisler Handgeld in der Höhe von 20 Mio. Euro aus steuerlichen Gründen als Darlehen gegeben. Hoeneß gab zu, dass er sich sehr darüber geärgert hatte, dass diese Informationen in der Öffentlichkeit aufgetaucht waren. "Es war eine Spielart, die damals von Bayern präferiert wurde", sagte Meier.

Nach SportBild-Informationen wollten die Münchner auf eine ähnliche Strategie auch bei Kehl setzen, was von Hoeneß dementiert wurde: "Das Einzige, das stimmt, ist die Tatsache, dass Sebastian Kehl zum FC Bayern kommt und schon im Sommer seine Zusage für einen Wechsel gegeben hat."

Vertraglich war Kehl an den SC Freiburg bis 2003 gebunden. Deshalb überließen ihm die Bayern die Wahl, ob er 2002 oder 2003 nach München wechseln will. Damals erklärte Hoeneß: "Diese Freiheit hat er."

Gerüchte um Handgeld

Sowohl Meier als auch Bild behaupteten, dass FC Bayern bereits Handgeld an Kehl gezahlt haben. Der Spieler dementierte diese Informationen und sagte, dass er noch keine Entscheidung getroffen hat.

BVB nimmt Kontakt zu Freiburg auf

Auch der BVB zeigte Interesse an Kehl und nahm Kontakt zum SC Freiburg auf. "Es war nichts unterschrieben. Das muss man wissen. Wir haben ganz offiziell Kontakt zum SC Freiburg aufgenommen. Wir haben ganz normal mit Andreas Rettig und Trainer Volker Finke gesprochen", wird Meier von goal.com zitiert.

Zudem verriet Meier, dass Kehl in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel hatte, die sich der BVB leisten konnte. "Die Familie fing an, zu überlegen und teilte uns dann mit: 'Wir haben nichts unterschrieben und tendieren zu Borussia Dortmund.' Dann haben wir das gemacht", so Ex-BVB-Boss.

Dies hat Hoeneß extrem geärgert. Bayern-Manager Hoeneß drohte dem Spieler mit einem Gang vor das Arbeitsgericht. Er wies auf eine Einigung mit Kehl im Sommer hin - zu einem Zeitpunkt, als der BVB-Sportdirektor Michael Zorc "noch Heiapopeia gemacht hat". Die Reaktion des BVB-Präsidenten Gerd Niebaum ließ nicht lange auf sich warten: "Uli Hoeneß sollte doch langsam verstehen, dass dies eine Loser-Veranstaltung für ihn ist."

BVB nimmt Kontakt zu Freiburg auf

Obwohl der FC Bayern in der Folge Sportrechtsanwalt Christoph Schickhardt einschaltete, der klargestellt hatte, dass Kehl vertraglich ganz eindeutig an Bayern gebunden sei, führte das zu Nichts. Im Januar 2002 landete Kehl beim BVB.

Giftpfeile - und Versöhnung am Ende

"Wenn jemand so lügt, wie in dieser Geschichte gelogen wird, dann macht es wenig Spaß mit solchen Leuten. Dortmund versucht, ihn mit Geld zuzuschütten, und ein Spieler mit labilem Charakter ist davon leicht zu überzeugen", sagte damals Hoeneß und forderte die Ablöse für "seinen" Spieler, die er laut eigener Aussage als Afghanistan-Hilfe spenden wollte.

"Bayern München hat immer sehr empfindlich reagiert. Das ist aber auch menschlich, wenn ein Transfer, der geplant war, nicht funktioniert", reagierte Meier. "Es ist ein Skandal, wenn man einem Spieler vorab 1,5 Millionen überweist. Und dieser Spieler muss vielleicht noch zwei Mal mit seinem Klub gegen die Bayern spielen."

Letztendlich kam es jedoch zu einer Versöhnung zwischen den Vereinsbossen. "Uli hat seinen 50. Geburtstag gefeiert und er hat Gerd Niebaum und mich trotz allem eingeladen. Am Abend vorher ist das Ganze unter der Vermittlung von DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub geklärt worden", erinnerte sich Meier.

Giftpfeile - und Versöhnung am Ende

Das Einzige, was Hoeneß damals forderte, bestand darin, dass Kehl die Wahrheit sagen sollte. Und Kehl sagte am 6. Januar 2002 (der Tag seines Wechsels zum BVB): "Ich habe mich davon überzeugt, dass Bayern München davon ausgehen konnte, dass eine Zusage zu einem Wechsel nach München besteht. Ich habe Verständnis, wenn der FC Bayern München über meine Entscheidung, zu Borussia Dortmund zu wechseln, enttäuscht ist."

Heute ist Sebastian als unser Sportdirektor tätig. Alles Gute zum Geburtstag!