"Ich kann mich leider nicht 15 cm kleiner machen": So begann 2013 das Duell Guardiola vs. Klopp

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"Ich kann mich leider nicht 15 cm kleiner machen": So begann 2013 das Duell Guardiola vs. Klopp

Am 27. Juli 2013 spielte Bayern gegen Dortmund im DFL-Supercup. Dies war das erste offizielle Spiel der Münchner unter Pep Guardiola und zugleich das erste Spiel der bereits langen Rivalitätsgeschichte des Spaniers mit Jürgen Klopp. Dieses entschied der BVB-Coach mit 4:2 für sich.

Der Trainerkampf zwischen Jürgen Klopp und Josep Guardiola ist Ende der 2010er Jahre zu einem Klassiker des modernen Fußballs geworden. Die Größe von Guardiola und Klopp liegt in ihrer ständigen Entwicklung, ihre Rivalität bringt den Fußball voran.

Zum ersten Mal trafen die Trainer im Sommer 2013 im Deutschen Supercup aufeinander, zwei Monate nach dem Champions-League-Finale, in dem Bayern den BVB 2:1 besiegt hatte. Klopp startete in seine sechste Saison als Cheftrainer der Borussia, während Guardiola gerade eben die Nachfolge von Jupp Heynckes bei Bayern angetreten hatte.

Erste Pressekonferenz gleich auf Deutsch, erstes Training sammelt 10.000 Fans

Nach der Trennung von Barcelona im Sommer 2012 nahm sich die Guardiola ein Jahr Auszeit, die er in New York verbrachte. Am 16. Januar 2013 gab Bayern bekannt, dass der Spanier am Ende der Saison neuer Cheftrainer wird.

Die Wahl war unerwartet - schließlich waren englische Teams an Guardiola interessiert. ESPN berichtete, dass Chelsea bereit war, Pep einen 4-Jahres-Vertrag und 20 Mio. Pfund pro Jahr anzubieten. Der Spanier wurde wegen des neuen Sportdirektors Txiki Begiristain aktiv mit Manchester City in Verbindung gebracht. Dieser hatte nämlich 2008 auf der Beförderung Guardiolas von Barcelona B in die Profimannschaft bestanden.

Peps Berater Josep Maria Orobitg erklärte später: "Pep wählte Bayern wegen seines klaren Verständnisses des Projekts. Er lobte die organisatorischen Bedingungen, die Ambitionen des Klubs und das Niveau der Spieler".

Nicht alle waren glücklich, dass Bayern München in der Saisonmitte einen neuen Trainer angekündigt hat. Beckenbauer sagte in einem Bild-Interview, die Situation werde Heynckes treffen: "Jupp wird das durchmachen müssen. Bislang ist er nicht sehr glücklich und sieht verloren aus". Bernd Schuster warnte sofort vor möglichen Meinungsverschiedenheiten mit den Klubbossen: "Es wird nicht leicht sein, mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zu streiten, dieses Paar hat selbst in den kleinsten Fragen eine Meinung". Auch Jose Mourinho war von der Wahl der Liga überrascht: "Ich bin sicher, dass ich nicht in Deutschland landen werde. Hat er absichtlich ein Land gewählt, in dem ich nicht sein werde?

Die ersten Schritte von Guardiola in Deutschland waren ein Medienboom. An der ersten Pressekonferenz nahmen 250 Leute aus 11 Ländern teil, am ersten öffentlichen Training - 10 000 Fans. Pep konnte die deutsche Sprache schon unglaublich gut, beantwortete die Fragen der Journalisten fließend und entschuldigte sich für die schlechte Aussprache. Er hatte die Sprache sechs Monate mit einem Lehrer gelernt, der ein Dortmund-Fan war. Guardiola erinnerte sich: "Ich verbrachte jeden Morgen drei oder vier Stunden mit Grammatik. Nach zwei Monaten dachte ich: Ich werde anrufen und meinen Vertrag auflösen lassen. Aber ich machte stur weiter".

Mit seiner Bescheidenheit und dem Respekt vor Traditionen gewann Guardiola sofort die Herzen der Bayern-Fans: "Es wäre arrogant, von einer neuen Ära in der Geschichte des FC Bayern zu sprechen. Ich werde versuchen, das hohe Niveau meines Vorgängers zu halten, und ich werde mich über Ratschläge von Jupp Heynckes freuen". Auf die Frage nach der Wahl seines Wohnortes antwortete Pep, dass er die nächsten sechs Monate an der Säbener Straße verbringen werde.

"Ich kann mich leider nicht 15 cm kleiner machen"

2013 schien das Kapitel Klopp und Dortmund ewig zu sein. Die Mannschaft, die es nicht einmal in die Top 5 der Bundesliga schaffte, machte Jürgen zum zweifachen Deutschen Meister und zum Champions-League-Finalisten. Vor der Saison 2013/14 verlängerte Klopp seinen Vertrag bis Juni 2018 und kommentierte dies auf seine übliche Weise: "Das Gras ist woanders nicht immer grüner und meine Fähigkeit ist es, das Glück zu sehen, wenn es da ist. Und dieses Glück ist eben der BVB".

Die Vereinsbosse erwarteten, dass Klopps Weg bei der Borussia mit einem Triumph in der Champions League enden würde, schließlich war die Mannschaft bereits so nah dran. Dortmund blieb jedoch ohne Titel, und die Saison 2013/2014 wurde für den Trainer zur vorletzten beim BVB.

Zum DFL-Supercup war die Beziehung zwischen Bayern und Dortmund aufgrund des Transfers von Mario Götze und dem Wunsch von Robert Lewandowski, ihm zu folgen, äußerst angespannt. Der Pole kritisierte die BVB-Vereinsbosse offen, sagte aber kein Wort über Klopp und versprach, auf dem Feld alles zu geben - der Trainer antwortete, dass ihn Roberts Spiel interessiert, nicht seine Interviews.

Der Vorstandsvorsitzende von Dortmund Hans-Joachim Watzke diskutierte mit seinem Kollegen Karl-Heinz Rummenigge, wie man die Konflikte lösen kann, und bezeichnete das Gespräch als produktiv. Trotzdem gab es noch kleine Nuancen - kurz vor dem Supercup sagte Borussia das Freundschaftsspiel gegen Bayern ab und kurz vor dem Spiel verzichtete der Klub auf den Abschied von Götze - wegen der Aggression der Fans.

Klopp war sehr verärgert über Götzes Abgang, nachdem er unmittelbar nach Erreichen des UCL-Halbfinales von der Entscheidung des Spielers erfahren hatte: "Nicht der beste Zeitpunkt für solche Neuigkeiten. Wir sind unglaublich enttäuscht. Ich habe mit Mario gesprochen - er ist der Wunschspieler von Pep Guardiola. Die Chance, mit diesem außergewöhnlichen Trainer zusammenzuarbeiten, wollte er sich nicht entgehen lassen. Wenn jemand die Schuld trägt, dann wohl ich. Aber ich kann mich leider nicht 15 cm kleiner machen, Spanisch lernen und Tiki-Taka spielen lassen anstatt wildes Umschaltspiel".

Jahre später verglich Götze Klopp und Guardiola: "Klopp hat mir alles beigebracht und mir mit 17 eine Chance gegeben. Guardiola denkt nur an die Spieler, mit denen er hier und jetzt plant. Ihm fehlen Emotionen - ohne sie kann er kein Weltklasse-Trainer werden".

Guardiolas Experimente scheiterten und der Supercup ging an Dortmund

Klopp schickte die stärkste Elf auf den Platz - abgesehen vom verletzten Lukasz Piszczek spielte exakt die gleiche Mannschaft im UCL-Finale von Beginn an. Die Newcomer Sokratis und Aubameyang begannen das Spiel auf der Bank, während Mkhitaryan das Spiel verletzungsbedingt verpasste.

Die Bayern hatten nicht einmal die Hälfte der Final-Startelf. Von den Neuzugängen spielte nur Thiago Alcantara von Beginn an. Vor zwei Monaten hatten Schweinsteiger und Martinez im defensiven Mittelfeld für den Pott gekämpft. Jetzt scheint Peps Wahl offensichtlich, aber für Thiago war es damals eine Herausforderung, denn davor agierte er selten so tief.

Neben den erzwungenen Änderungen (Starke statt Neuer, der nicht bereit war) experimentierte Guardiola auch etwas herum: Mandzukic wechselte auf den linken Flügel und Shaqiri spielte gelegentlich die falsche Neun.

Doch das Experiment brachte dem Angriff kaum etwas. Der Kroate fühlte sich auf Links unwohl, geriet ständig ins Abseits und war nur bei Flanken auf den langen Pfosten gefährlich, wo er sich gegen Großkreutz bei Kopfballduellen ständig durchsetzte. Shaqiri zeigte auch eine schwache Leistung und schoss lediglich ab und zu außerhalb des Sechzehners aufs Tor.

Thomas Müller hätte das Problem lösen können, doch er agierte selten höher als im defensiven Mittelfeld. Im Vergleich zu Heynckes' Spiel wirkten die Bayern total durcheinander. Offensichtlich plante Guardiola, ein ideologisch neues Team aufzubauen, obwohl Pep die individuellen Stärken der Spieler nicht vergaß: Es gab Robbens Züge nach innen, Boatengs durchdringende Pässe zwischen den Linien und Lahms kluge Bewegung.

Klopp überraschte nicht: Konter, starkes Pressing unmittelbar nach Ballverlust - so kamen praktisch alle Torchancen der Borussia zustande. Bayern konnte die Räume in der Abwehr, die dadurch entstanden, nicht ausnutzen.

Der Supercup 2013 war ein typischer BVB-Sieg unter Klopp in einem Topspiel. Zuerst nutzten die Dortmunder einen Fehler von Starke aus, trafen dann in zwei aufeinanderfolgenden Angriffen, unmittelbar, nachdem die Bayern ein Tor erzielt hatte, und legten noch einen vierten Treffer drauf - das Pressing führte zu einem katastrophalen Fehler von Thiago und Dortmund konterte zum 4:2-Endstand.

Nach dem Sieg blieb Klopp ruhig: "In der Bundesliga müssen wir gegen 16 Mannschaften kämpfen, wir können nie mit den Bayern konkurrieren. Aber im direkten Duell wollen wir sie immer besiegen". Er deutete auf einen Unterschied in den Möglichkeiten vor dem Hintergrund von Götzes Wechsel hin und sah die Bundesliga nicht als vorrangiges Turnier an - die Worte über den Wettbewerbsmangel klingen seltsam von einem Trainer, der zuvor in zwei der letzten drei Saisons die Bundesliga gewonnen hatte.

Für Klopp war der Sieg definitiv wichtig - schließlich konnte er die Bayern mehr als zwei Jahre (5 Spiele) nicht besiegen. Guardiola nannte die Niederlage nur einen kleinen Fehler und gratulierte dem Gegner zum Sieg, obwohl er betonte, dass Dortmund kaum besser spielte als Bayern.

Aber das Hauptwort nach dem Supercup sprach Jupp Heynckes. Er unterstützte seinen Nachfolger auf besondere Weise: "Die Bayern sind ihrer besten Form nahe. Guardiola sieht sehr gut aus, er ist gut gekleidet, er hat ein tolles Team. Was braucht man mehr?"

Bei Bayern holte Guardiola letztlich 3 Mal die Bundesliga, 2 Mal den DFB-Pokal, den UEFA-Supercup und die Klub-WM, aber weder gewann Guardiolas Bayern noch Klopps Dortmund die Champions League. Auch hinsichtlich persönlicher Begegnungen endete es zwischen Klopp und Guardiola in Deutschland 4:4-unentschieden.

VerfasserSenseny SeligerQuelleTribuna.com
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