Jürgen Klopp ist Werbung-König: Rettete Opel, rasierte den Bart ab und geriet zum Skandal

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Jürgen Klopp ist Werbung-König: Rettete Opel, rasierte den Bart ab und geriet zum Skandal

Wenn der Fußball in diesem Jahrhundert nicht aus der Quarantäne zurückgekehrt wäre, würde man die Ära an drei Trainern - Mourinho, Guardiola und Klopp - messen. Interessanterweise hat jeder zusätzlich zu den starken Coaching-Fähigkeiten auch noch einen Ruf.

Mourinho zeichnet sich in der Arroganz der intellektuellen Bourgeoisie aus. Pep ist genau wie sein Fußball - pingelig, lebhafte Pantomime, viel Bewegung.

Klopp ist radikal anders. Er hat das Image eines charmanten und verrückten Mannes: Man wird sich freuen, mit ihm ein paar Bier im Pub zu trinken, und dann merkt man nicht, wie sich die Kneipe-Besucher um ihn versammeln und von ihm begeistert werden.

"Klopp ist die Stimme des Vertrauens für Sponsoren", schrieb der deutsche Vermarkter Christian Hock 2013. "Er wird sich für Werbepartner eignen, die seine Einfachheit brauchen, die sich auf Sicherheit und familiären Hintergrund konzentrieren. Er wird perfekt in Bereiche passen, in denen es an Emotionalität mangelt - Versicherungen oder Bauwesen. Vielleicht sogar die Medien, die Leute werden sagen: 'Schaut euch das an! Der gute alte Klopp liest diese Zeitung, also ist sie cool'. Mit seinem Lächeln wird er für Zahnpastahersteller immer perfekt sein. "

"Klopp hat ein gewisses verbindendes Element, er strahlt sehr niedliche Werte aus: Freundschaft, Familie, Loyalität."

Man kann nicht sagen, dass sich Klopp von diesen Tipps (Jürgen und Lebensversicherung? Pff...) leiten lässt, aber an Werbeverträgen mangelt es ihm gewiss nicht. Im Jahr 2020 ist es Klopp, der beliebteste Werbetrainer des englischen Fußballs.

Zuerst hatte Klopp eine Periode von Art­house­werbung

Klopps frühe Jahre in Dortmund sind die kuriosesten in Bezug auf die Werbung. Die meisten Top-Brands zeigten kein Interesse an Jürgen, sodass er oft in komischen Videos zu sehen war. Solche Videos sehen am besten in einer 360r-Qualität aus.

Zum Beispiel wurde Klopp ein paar Monate nach seiner Ernennung in einer Werbung für Seat-Autos gedreht. Für ein dynamisches Video im Stil von Guy Ritchie erhielt Jürgen nur 105 Tausend Euro.

2009 - warme Werbung von Cookies Brandt Minis. An einem sonnigen Sommertag denkt Klopp im Park über Taktiken nach - aber statt Chips hat er Kekse.

Aus irgendeinem Grund wurde Klopp oft eingeladen, für Süßigkeiten zu werben. Nach den Keksen strahlte er mit einem Lächeln in der Werbung für die Kinder-Schokoladensticks.

2011 - eine Collage mit Raiffeisenbank (aus dem Namen ist klar ersichtlich, dass es sich um eine Bank handelt): Das Video ist eher ein Video einer Berliner Indie-Band als eine Werbung.

Bis 2014 wird Jürgen ein neues Niveau erreichen: Er spielte die Hauptrolle im Sky-Go-Video mit Franz Beckenbauer. Vorsicht - in diesem Video steckt mehr Größe als in der gesamten deutschen Nationalmannschaft-2020!

Im Jahr 2015 wechselte Klopp von Dortmund zu Liverpool, und die Anfragen sind drastisch gestiegen. Zahlreiche Angebote (der Berater erinnert sich, dass 4-5 Angebot pro Monat auf den Tisch gelegt werden) haben Jürgen nicht den Kopf verdreht - er blieb lange Zeit bei den Marken, mit denen er arbeitete.

Klopp wirbt seit 8 Jahren für Opel und hilft dem Konzern, seine Popularität zu vergrößern

Am längsten arbeitet Jürgen mit dem deutschen Autokonzern Opel zusammen.

Angefangen hat alles in Dortmund, als sich Opel mit dem Club freundete. Jürgen drehte mit dem Team Werbevideos, aber die Marketingabteilung von Opel sah in seinem Trainer schnell einen charismatischen Superstar. Deshalb hat Opel im Sommer 2012 einen persönlichen Vertrag mit Klopp unterzeichnet.

"Klopp verkörpert Leidenschaft und Volksnähe", sagte Opel-Sprecher Christof Birringer. Dass der Trainer bis vor wenigen Wochen noch im Seat saß und laut "Enjoy!" in die Kamera gerufen hat, mache ihn als Werbefigur nicht unglaubwürdig. "Er war ja auch nicht immer beim selben Verein."

Im August erschien Klopps erste Werbung für Opel.

Opel hat mit Klopp auf jeden Fall ins Schwarze geraten. Der Konzern hatte Probleme mit dem Verkauf, und Jürgens Beteiligung half dabei. Die Marketing-Agentur Forsa Brandcontrol untersuchte Opel und fand heraus, dass der Klopp-Effekt real war. So hat sich die Verkaufsdynamik nach dem ersten Video verändert.

  • In drei Monaten verkaufte Opel 1,3 Millionen Autos (13% mehr als im gleichen Zeitraum ohne Klopp).
  • Jeder dritte Kunde entschied sich für Opel wegen der Werbung mit Klopp (laut der Unternehmensumfrage).
  • Das Interesse an Opel-Autos ist in direktem Verhältnis zur Popularität von Dortmund gewachsen. Im August lag das Interesse bei 8%, und im Oktober (nach dem Einstieg ins CL-Finale von Borussia) stieg es auf 14%.

Im Sommer 2014 erschien eine der besten Collagen von Jürgen und Opel: ein verwirrter Klopp, eine schöne Stewardess und ein schnelles Auto. Die Berliner Agentur Scholz & Friends gewann für dieses Video den Preis für die beste Autowerbung des Jahres in Deutschland.

Opel hat auf Klopps Wechsel zu Liverpool sehr richtig reagiert: Jürgen erhielt einen rechts gelenkten Opel Insignia, und es wurde ein Video darüber gedreht, wie sich ein Deutscher an den Rechtsverkehr gewöhnt.

Der Slogan bezieht sich sehr stark auf das Thema: "Sie werden niemals alleine fahren". Perfektes situationsbezogenes Marketing.

Für einen riesigen Autokonzern macht Opel eine recht witzige Werbung. Im Jahr 2017 wurde ein Video darüber veröffentlicht, wie Klopp zu spät kommt, um einen Werbespot zu drehen, und sich auf den Opel Mokka stürzt. In solchen Plots zeigt sich Jürgens Charisma bis zum Maximum.

Die Collage von Opel und Klopp beschränkt sich nicht nur auf Werbung: Das Unternehmen organisiert jährlich den Opel Cup für Kinderteams, und Jürgen besucht als Botschafter große Autoshows und zeigt allen seinen Charme.

Das Unternehmen weiß seinen Hauptstar definitiv zu schätzen. Im Jahr 2016 unterzeichnete Opel mit Jürgen Klopp einen neuen Vertrag mit einem jährlichen Gehalt in Höhe von 2,5 Millionen (zuvor hatte der Deutsche eine Million erhalten). Und 2019 gratulierte Opel Jürgen großzügig zu seinem Sieg in der Champions League: Das Unternehmen beschränkte sich nicht auf einen Beitrag in sozialen Netzwerken und veröffentlichte Entwürfe für den Druck von Klopps Figur auf einem 3D-Drucker.

Ende 2019 erschien derzeit das letzte Video von Klopp und Opel.

Für den Philips-Werbespot rasierte Klopp seinen Bart. Zweimal!

Wovon träumt jede Rasierer-Marke, wenn ein Superstar mit dem Bart bei ihr unter Vertrag ist? Seinen Bart live zu rasieren! Das ist genau das Konzept von Philips, das Klopp 2016 vorgeschlagen wurde. Das neue Rasierer-Modell, Philips OneBlade, sollte beworben werden.

Übrigens ist dies das zweite derartige Video von Jürgen und Philips - 2012 bauten sie eine Werbung auf einer ähnlichen Technik auf, bei der er den Bart abrasierte.

"Wir waren uns am Anfang unsicher, ob sich Jürgen als bekennender Bartträger von uns bereits zum zweiten Mal dazu bewegen lassen würde, seine geliebten Gesichtshaare zu entfernen", sagte Benedikt Lohaus, Marketing Manager OneBlade und Grooming bei Philips. 

Klopp wirbt oft für Bier. Er sagt, es sei wegen seiner Großeltern, die eine Brauerei hatten

Für einen gebürtigen Deutschen hat Klopp überraschend lange vermieden, in einem Bierwerbespot zu drehen. Im Jahr 2016 unterzeichnete Jürgen schließlich einen Vertrag mit der deutschen Brauerei Warsteiner. Er lobte jedoch die alkoholfreie Brauerei in der Werbung.

Speziell für Jürgen entwickelte Warsteiner ein neues Design der Verpackung: Klopps Gesicht leuchtet mit jedem, daneben ein motivierendes Zitat. Die Vermarkter haben sich für die Promotion ein ungewöhnliches Format ausgedacht: Sixpack Truth - eine Serie von sechs Videos, in denen Klopp und Patrick Ovomojela (ehemaliger Verteidiger der deutschen Nationalmannschaft und Borussia) das berühmte Motivationszitat überdenken. Dabei trinken Klopp und Patrick eine Flasche Warsteiner, besprechen die Äußerung, scherzen, zappeln und verändern sie auf ihre Weise. Es ist wie ein alkoholfreies Bier, aber Jürgen tut so, als wäre er vor den Dreharbeiten betrunken gewesen.

Ende 2019 endete der Vertrag mit Warsteiner, und Klopp wechselte zu Erdinger. Eine weitere beliebte Marke, Bier wird in Bayern produziert.

Für Erdinger ist die Zusammenarbeit mit Klopp eine Ära. Der Deal wurde bei einer Zeremonie bekannt gegeben, und Klopp schaltete eine Videoverbindung ein und begrüßte tausend Gäste.

"Wer mich und meine Herkunft kennt, weiß, dass meine Großeltern selbst eine kleine Brauerei hatten", sagt Klopp in der Pressemitteilung des Unternehmens. "Daher bewundere ich die herausragende Leistung von Erdinger, seit Jahrzehnten als Familienbrauerei ganz oben in der Branche zu sein. Um dorthin zu kommen und zu bleiben, braucht es Leidenschaft, Können und ein eingespieltes Team. Das ist wie im Fußball. Wir passen einfach perfekt zusammen."

Jürgen war noch nicht in der Werbung, aber er bekommt das Geld schon: Die Brauerei zahlt ihm 3 Millionen Euro für jedes Jahr des Dreijahresvertrags.

Klopp war schon zweimal in Skandale verwickelt: Seine Inserenten haben gegen das Verbot geheimer Werbung verstoßen

Die deutsche Frauenzeitschrift Grazia veröffentlichte 2013 ein Interview mit Klopp über Ferien mit seiner Familie auf Sylt (ein deutscher Ferienort). Im Standardtext gibt es ein seltsames Fragment, in dem Jürgen sein Auto eindringlich lobt:

"Wir gehen hier viel spazieren, aber fahren auch mit dem Auto. Wir haben hier einen Opel Adam - der ist so klein, dass er in jede Parklücke passt und der Hund trotzdem Platz hat."

Das Problem ist, dass versteckte Werbung nach deutschem Recht verboten ist - § 7 des Mediengesetzes verpflichtet zur Kennzeichnung solcher Materialien als Werbung. "Die Redaktion hätte die Passage unbedingt beim Redigieren streichen und andere Bilder verwenden müssen", sagte ein Vertreter des Deutschen Journalistenrats.

"Da ist der Redaktion ganz klar ein Fehler unterlaufen. Solche Interviews entsprechen nicht der gängigen Praxis der 'Grazia'", sagte Jonas Schmieder, Sprecher der Mediengruppe Klambt dem Tagesspiegel."

VerfasserDmytro KrasiukQuelleTribuna.com
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