Philipp Lahm: Erfolgreicher Spieler und Business-Pechvogel

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Philipp Lahm: Erfolgreicher Spieler und Business-Pechvogel

Phillip Lahm beendete seine Karriere 2017. Der achtfache deutsche Meister, Champions-League-Sieger, Weltmeister - seine Spielintelligenz wurde von allen Trainern, mit denen er arbeitete, anerkannt, und der Guardiola nannte ihn einmal den klügsten Spieler, den er je trainiert hatte (und er arbeitete mit Xavi und Iniesta).

Damals schien es, dass unsere Legende die Universität Köln mit Auszeichnung absolvieren und in paar Jahren die Bundesliga mit Bayern gewinnen muss. Aber nicht alles läuft dem Szenario der Träumer nach.

"Ich sehe mich nicht als Trainer", gab er plötzlich in einem Gespräch mit Liverpool-Legende Jamie Carragher ein Jahr vor dem Abschiedsspiel zu. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man wieder ein paar Stunden am Tag auf der Straße verbringen muss, um wieder planmäßig zu leben. Außerdem ist es viel schwieriger, Trainer zu sein als Spieler. Man muss diesem Beruf viel Zeit widmen, um ein Ergebnis zu erzielen".

Die Tatsache, dass Philipp nach seiner Karriere eine Tätigkeit wählte, die nichts mit Fußball zu tun hat, war vor allem für die Clubchefs eine Überraschung. Im Jahr 2017 bot Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender von Bayern, Lahm den Posten des Sportdirektors an; die Verhandlungen waren bereits in der Endphase, doch der Kapitän änderte im letzten Moment seine Meinung.

Lahm nahm einen schmerzlosen Abschied vom Fußball. "Jetzt fokussiere ich mich auf meine Familie, meine Stiftung, meine Unternehmungen und auf die Aufgabe beim DFB: die EURO 2024 nach Deutschland zu holen. Ich habe mir neue Herausforderungen gesucht. Das motiviert mich jeden Tag."

Lahm gibt zu, dass er die Spitzenspiele, die Champions-League-Hymne oder die vollen deutschen Stadien nicht vermisst. Das einzige, was ihm fehlt, ist die freundliche Atmosphäre, die in der Umkleidekabine von Bayern herrschte.

"Ab und zu vermisse ich die Situation in der Kabine. Das ist eine besondere Atmosphäre und Kultur – die Freude, die Gespräche mit meinen Mannschaftskollegen. Da wird eine eigene Sprache gesprochen."

Ein großartiges Mittel gegen die Langeweile nach dem Spiel war das Unternehmertum. Bereits nach der Weltmeisterschaft 2014 begann Philipp, sich auf das Karriereende vorzubereiten. Im Jahr 2015 gründete er eine Philipp Lahm Holding), mithilfe von der unser Ex-Profi in mehrere Projekte investiert hat. Er hat bereits ein ganzes Geschäftsimperium aufgebaut, aber man kann nicht sagen, dass er davon profitiert.

Eine seiner ersten Investitionen war in Körperpflegeprodukte von Sixtus

Lahm stellte sofort für sich selbst fest, dass sein zukünftiges Geschäft notwendigerweise mit einem gesunden Lebensstil verbunden sein muss. "Da ich besonderen Wert auf natürliche Produkte lege, ist Sixtus perfekt für mich.“ 

Im Jahr 2015 kaufte Lahm 50% der Sixtus-Aktien. Das Unternehmen wurde noch 1932 gegründet, war offizieller Sponsor der deutschen Olympiamannschaft bei den Spielen in München (1972), und Diego Maradona benutzte Sixtus, als er für Napoli spielte. Lham wollte daraus einen weltweiten Brandt machen, und 2017, als er seine Karriere beendete, kaufte er eine Mehrheitsbeteiligung, obwohl Sixtus schon vor seiner Ankunft viele Jahre im Minus war.

Da Lahm nicht über eine Profilausbildung verfügte, arbeitete er mit Experten, die ihm Ratschläge gaben. Philipp traf aber immer endgültige Entscheidungen. Einer seiner ersten Schritte war die Entlassung des Marketingdirektors. Der ehemalige Lahm-Berater Roman Grill wurde ebenfalls in das Management-Team aufgenommen. Lahm und Grill kennen sich seit über 15 Jahren. Bei der Auswahl der Projekte, in die investiert werden sollte, hörte Philippe in erster Linie auf seine Meinung.

Grill hat in Deutschland einen umstrittenen Ruf. Der Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß hielt ihn für einen Manipulierer. Der Grund dafür war Lahms Kritik an den Methoden des Clubmanagements und der Spielphilosophie im Jahr 2009. Hoeneß war überzeugt, dass der Berater damit Druck auf die Geschäftsführung ausüben wollte.

Business Insider schreibt, Lahm habe sich in der Personalpolitik von Sixtus geirrt. Viele Mitarbeiter befanden sich in ungewohnten Positionen. Im Unternehmen wurden seine Entscheidungen nicht verstanden, und Lahm beklagte sich darüber, dass die Medien seine Arbeit zu genau beobachten: "Der Presse werden ständig Details aus dem Innenleben des Unternehmens zugespielt. Es ist schwer, unter solchen Bedingungen zu arbeiten".

Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation des Unternehmens war es notwendig, eine Produktpalette zu verkürzen (von 200 Namen blieben 8 übrig) und fast alle Mitarbeiter zu entlassen. 7 Personen (von denen zwei seit mehr als 15 Jahren im Unternehmen tätig sind) haben die Geschäftsleitung wegen ungerechtfertigter Entlassungen verklagt. "Ich habe großes Verständnis für den Unmut der Mitarbeiter, aber ich stelle mich der Verantwortung", sagte Lahm.

Um Miete zu sparen, zog das Unternehmen in ein billigeres Büro um. Der neue Standort in Bad Aibling (Bayern, 30 km vom alten Ort entfernt) war zum Zeitpunkt des Umzugs so bescheiden wie möglich: drei Arbeitsplätze, ein 12 Quadratmeter großes Labor und ein Dokumentenlagerkeller. 2018 schloss Sixtus erneut mit einem Minus (600 Tausend Euro) ab.

Philippe hat das Unternehmen nicht aufgegeben und glaubt immer noch, dass alles in Ordnung gebracht werden kann. In diesem Jahr entwickelte er ein neues Modell zur Bewerbung des Produkts über einen der größten deutschen Online-Shops Weltbild. Im Zusammenhang mit der Pandemie führte Sixtus eine Reihe von Desinfektionsmitteln ein.

"Gesundheit geht uns alle an, heute mehr denn je. Gerade jetzt ist die regionale Herkunft von Pflegeprodukten ein großes und wichtiges Thema, genauso wie Bewegung, Entspannung, Pflege und auch Hygiene."

Lahm ist Eigentümer von Schneekoppe (gesunde Lebensmittel)

"Wenn er es so sieht, ist das ein großes Kompliment. Denn ich kenne die Geschichte von Uli Hoeneß. Was er als Verantwortlicher des FC Bayern geleistet hat, steht außer Frage", sagte Lahm der Sport Bild über die Vergleiche mit Uli Hoeneß, bremste aber gleichzeitig die Erwartungen an ihn. Der Vergleich komme "etwas früh".

"Uli Hoeneß war beim FC Bayern sehr erfolgreich, als Fußballer, als Manager und als Präsident – also in allen Position. Ich denke zwar über meine Zukunft nach und habe die ersten Schritte als Unternehmer gemacht. Aber bei mir geht jetzt erst einmal der erste Abschnitt als erfolgreicher Fußballer zu Ende."

Im Jahr 2016 investierte Lahm in Schneekoppe, einen Hersteller von Flocken, Müsli, Leinölen, Nährriegeln, Konfitüren und verschiedenen diätetischen Produkten. Das Unternehmen war fast ein Bankrott, aber Lahm versprach, dass die 1927 gegründete Marke ein neues Leben mit ihm erhalten werde. Die Krise hatte aber eigene Plane (Verluste im Jahr 2017 - 370 Tausend Euro).

Das Problem lag nicht in der Popularität der Marke (sie war im Allgemeinen sogar gefragt), sondern darin, dass Schneekoppe-Produkte nur in Fachgeschäften und Apotheken verkauft wurden (einige Positionen konnten nur online bestellt werden). Im Jahr 2018 wurde Lahm Eigentümer des Unternehmens, und um den Umsatz zu steigern, schloss er den Deal mit Aldi ab (mehr als 3 Tausend Filialen in ganz Deutschland). Jetzt verkauft Schneekoppe alle Waren über diesen Discounter. Das Unternehmen war in den letzten Jahren unprofitabel, Lahm hofft, in den kommenden Jahren endlich davon zu profitieren.

Lahm hat zweimal in das Start-up-Unternehmen Fanmiles (ein System für Musik-, Film- und Sportfans) investiert

Im Jahr 2016 investierte Lahm zusammen mit anderen Investoren insgesamt 3 Millionen Euro in die Gründung von Fanmiles. Dies ist ein Fanbetreuungsdienst, der von Entwicklern aus Berlin kreiert wurde. Es funktioniert so: Fans, die ins Stadion gehen, Mitglied eines Fußballclubs werden oder Waren in einem Fanshop kaufen, erhalten Punkte, die dann gegen ein Exklusivprodukt getauscht werden können - zum Beispiel ein Spieler-Trikot mit einem Autogramm, das er in dieser Saison getragen hat.

Zu den Partnern von Fanmiles gehören Sportbrands (adidas und Kappa), Zustelldienste, Reisebüros und drei Bundesliga-Vereine (Schalke, Hertha, Bayer).

Nach Angaben von Deutschen Startups lebt das Unternehmen von Investorengelder und hat seit seiner Gründung bereits 14,4 Millionen Euro verloren. Mit der Ankunft der neuen Eigentümer (ND Group und Investor Fabian Schmidt) wurde Lahms Anteil am Unternehmen auf 2,7% gesunken. Nach einer Weile investierte er das Geld wieder darin. Es gab die Erwartung, dass die Fans während der "eltmeisterschaft 2018 mehr Geld über die Fanmiles-Plattform ausgeben würden. Zum Beispiel, um Panini-Aufkleber zu kaufen. Für jeden Kauf zahlte die legendäre italienische Firma (wie auch andere Partner) einen bestimmten Betrag an Fanmiles.

Journalisten fragten Lahm oft, warum er mit seinem Status nicht in große Unternehmen investiert: "Es geht mir bei diesen Beteiligungen nicht um eine stille Teilhabe. Ich will mir unternehmerisches Wissen aneignen und einen ganz neuen Aufgabenbereich erarbeiten. Meine Auswahlkriterien sind daher auch entsprechend."

"Ich suche Partner, das heißt Unternehmen, mit deren Werten und Zielen ich mich identifizieren kann. Und Ansprechpartner und ein Team, mit dem mir die Zusammenarbeit Spaß macht. Außerdem wird es sehr wahrscheinlich immer eine Verbindung zu den Themen Sport oder Gesundheit geben. Weil ich dann auch meine Erfahrung aus dem Profisport nutzen und einbringen kann."

Scheitern des Danova-Projekts

Im Jahr 2016 kaufte Lahm 40% der Danova-Aktien. Das ist ein in Nürnberg ansässiges Start-up-Unternehmen für medizinische Forschung. "Zusammen mit Philipp können wir im betrieblichen Gesundheitsmanagement eine neue Ära erreichen", sagte der Geschäftsführer Armin Lutz.

Ein Jahr später schied Lahm aus dem defizitären Unternehmen aus, das wenig später aufgrund von Schulden liquidiert wurde.

Eine weitere Investition aus dem Jahr 2016 war das Beratungsunternehmen Die Brückenköpfe. Lahm wurde hier eine Rednerrolle übernommen. "Wer Robben und Lewandowski beim FC Bayern in eine Mannschaft integriert, kann auch CEOs erklären, wie sie ihre Abteilungsleiter führen können, zitierte Bild Jürgen Graalmann, ehemaliger Vorsitzender des AOK-Bundesverbands und heute Chef der Beratungsfirma.

Lahm ist der Aktionär der Deutschen Sportlotterie. Jeden Monat geht ein Teil des Erlöses aus dem Kartenverkauf an die Unterstützung deutscher Sportler.

Die Bundesliga macht Millionen, aber es kann für Sportler anderer Sportarten in Deutschland schwierig sein, sich und ihre Familien zu ernähren. Die Deutsche Sportlotterie wurde 2013 vom Olympiasieger Robert Harting und den Unternehmern Herald Wagener und Torsten Teller ins Leben gerufen.

Die Lotterie gehört zu den größten Sponsoren des deutschen Sports. Die Deutsche Sportlotterie ist in den meisten deutschen Bundesländern vertreten. 30% der Einnahmen aus dieser Lotterie werden unter den deutschen Sportlern verteilt (eine Namensliste wird von einer Expertenkommission festgelegt). Teilnehmer an den Olympischen Spielen und Spitzensportler erhalten einen monatlichen Bonus von 1000 Euro, der Rest 300-400 Euro.

Lahm wurde 2015 der sechste Aktionär dieser Firma. "Ich finde es sehr schade, dass aussichtsreiche Athletinnen und Athleten immer wieder ihre Karriere abbrechen müssen, um Geld zu verdienen oder sich um ihre Zukunft zu kümmern. Ich will mithelfen, dass sich das langfristig ändert und die Sportler ihren Kopf frei haben für die großen Anforderungen des Leistungssports, ohne sich ständig um ihre Zukunft sorgen zu müssen."

Als Spieler war Philipp Lahm einfach großartig. Als Unternehmer spielt er aber jetzt auf dem Niveau der Regionalliga und kaum erfolgreich. Aber das ist nur Anfang und wir wünschen Lahm viel Erfolge in seinem Beruf.

VerfasserDmytro KrasiukQuelleTribuna.com
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