"Überfallen Sie notfalls eine Bank, aber kaufen Sie ihn": Anfang der 90er Jahre hätte Rangnick den 17-jährigen Ronaldo fast nach Deutschland geholt

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"Überfallen Sie notfalls eine Bank, aber kaufen Sie ihn": Anfang der 90er Jahre hätte Rangnick den 17-jährigen Ronaldo fast nach Deutschland geholt

Ralf Rangnick hat nie als Scout gearbeitet, aber während seiner gesamten Karriere als Trainer und Manager war er aktiv an der Suche nach Spielern beteiligt. Und er hat natürlich auch eine starke eigene Geschichte. 1994 wollte Rangnick den 17-jährigen Ronaldo unbedingt nach Deutschland holen. Ja, DEN Ronaldo.

"Sein Mega-Talent hätte sogar meine Oma gesehen". Rangnik hat sofort alles verstanden und Ronaldo ein Stuttgart-Trikot geschenkt

Anfang 1994 trainierte der 35-jährige Ralf Rangnick die Junioren des VfB Stuttgart und war gleichzeitig Nachwuchskoordinator im Vereinssystem. "Ein paar Monate bevor ich die U-19 verließ, rief Dieter Hoeneß (Ulis Bruder, damals Manager bei Stuttgart) an und sagte: Ralf, Ralf, Sie müssen nach Brasilien, es gibt dort einen 17-Jährigen, der soll richtig gut sein.", erinnerte sich Rangnik im Interview mit der Welt.

Hoeneß wurde seit einigen Wochen ständig von einem brasilianischen Berater angerufen und darauf hingewiesen, dass sich der deutsche Klub, der 1992 mit Christoph Daum die Bundesliga gewonnen hatte, aber die letzten zwei Saisons unter der Führung von Jürgen Röber Platz 7 belegte, auf den erst 17-jährigen Jungen von Cruzeiro aufmerksam machte. Gleichzeitig riet der Berater, sich einen anderen offensiven Spieler genauer anzusehen – den 22-jährigen Dener von Vasco da Gama.

Es gab kein YouTube, geschweige denn das Scouting von Online-Datenbanken, also nahm Rangnick sofort ein Flugticket. Er flog nach Belo Horizonte zum Lokalderby zwischen Cruzeiro und Atletico Mineiro. "Dieser Spieler schoss prompt zwei Tore und bereitete zwei weitere vor", sagte der Deutsche in einem Interview mit Sky Sport. Hier scheint Rangnicks Gedächtnis ein wenig fehlzuschlagen. Offenbar wird über das Spiel vom 6. März 1994 gesprochen. Damals gewann Cruzeiro mit 3:1 und der junge Ronaldo erzielte einen Hattrick. Er erzielte zwei Tore aus dem Spiel, eines davon durch einen Elfmeter, den er selbst verdiente.

"Es war leicht zu erkennen, dass Ronaldo ein besonderer Spieler werden würde. Sogar meine Großmutter hätte es gesehen", gibt Rangnick zu. Ronaldo wechselte Anfang 1993 zu Cruzeiro, dem ersten Profiverein in der Karriere des Stürmers. Der Klub aus Belo Horizonte zahlte São Cristóvão 50 Tausend Dollar für den jungen Mann. Im Mai debütierte Ronaldo in der ersten Mannschaft, gewöhnte sich schnell daran, begann Tore zu schießen (im November traf er fünfmal gegen Bahia) und half dem Verein, den brasilianischen Pokal 1993 zu gewinnen.

Nachdem er den Fußballer in Aktion gesehen worden war, begann der Poker mit dem Präsidenten von Cruzeiro Cesar Masha. "Hier stehen die Wahlen an, ich kann Ronaldo nicht verkaufen, das werden mir die Leute nicht verzeihen", sagte er. Im Herbst waren im Bundesstaat Minas Gerais zwar Gouverneurs- und Stellvertreterwahlen angesetzt, aber Masha hat wahrscheinlich nur den Preis hochgedreht (zu PSV wurde der Stürmer im Juli – noch vor den Wahlen – verkauft).

Rangnick beobachtete Ronaldo noch ein paar Mal im Training und schaffte es dennoch, ein persönliches Treffen mit dem Fußballer zu bekommen. "Am fünften Tag traf ich Ronaldo ganz heimlich in meinem Hotelzimmer. Damals trug er noch eine Zahnspange, noch ein Junge", stellt Rangnik fest.

Der Gast aus Übersee überreichte Ronaldo ein Stuttgart-Trikot, und der Brasilianer antwortet sogar mit der in solchen Fällen üblichen Phrase: "Es wäre mir eine Ehre, für Stuttgart zu spielen." Jahre später gab der Stürmer in einem Interview mit deutschen Medien zu: "Ja, ich erinnere mich an dieses Trikot. Es war der erste Verein, der sich für mich interessiert hat."

Nach der Rückkehr aus Brasilien begann Rangnick, auf Hoeneß Druck auszuüben: "Supertalent, großartig, er hat alle Qualitäten, die man sich vorstellen kann." Ronaldos Debüt für die brasilianische Nationalmannschaft Ende März brachte seinen Preis ins All. Cruzeiro verlangte 6 Millionen Dollar. "Umgerechnet waren das neun bis zehn Millionen Mark. So viel Geld hatten wir nicht. Damals gab es überhaupt keine Transfers in dieser Größenordnung", sagte Ulrich Ruf, der damalige Finanzvorstand von Stuttgart.

Ein Jahr zuvor hatten die Schwaben der italienischen Pescara 4 Millionen Mark (2,5 Millionen Dollar) für den Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft Dunga gezahlt, das war damals Vereinsrekord. Doch Rangnick beruhigte sich nicht: "Ich habe Hoeneß gesagt: 'Überfallen Sie notfalls eine Bank, aber kaufen Sie ihn!'"

Auch der zweite Brasilianer beeindruckte Rangnick. Stuttgart einigte sich schon auf den Transfer, aber der Spieler kam bei einem Unfall ums Leben

Bei der Arbeit an Ronaldo vergaß Rangnick nicht das zweite Talent, das Stuttgart empfohlen wurde. In Erwartung eines Treffens mit Ronaldo verfolgte der deutsche Trainer das Spiel mit der Teilnahme des Vasco-Zehners Dener. Das Urteil fiel eindeutig aus, Rangnick schrie ins Telefon, als er mit Dieter Hoeneß sprach: "Mit diesen beiden wird Stuttgart deutscher Fußballmeister."

Für einen 22-jährigen Spieler verlangte man zweimal weniger – 3 Millionen Dollar. Es ist immer noch eine beeindruckende Summe, aber Stuttgart war bereit, es zu riskieren. Vasco-Fans und Trainer verglichen Dener mit den Garrincha und Pele. Bis Mitte April hatten sich die Deutschen mit Portuguesa, dem der Fußballer gehörte, auf einen Transfer geeinigt. Doch am 19. April kam eine schreckliche Nachricht aus Brasilien: Dener war tot.

Der Spieler und sein Freund fuhren von Rio nach São Paulo. Dener schlief auf dem Beifahrersitz. Wie die Ermittlungen ergaben, schlief sein Freund, der Auto fuhr, bald ein. Das Auto kam von der Straße ab. Dener starb an Strangulation mit dem Sicherheitsgurt und Nackenverletzungen – er schlug mit dem Kopf auf das Dach des Autos.

Ronaldo wechselte zu PSV, um Europa auseinanderzureißen. Und Stuttgart holte den günstigeren Elber

Zum Glück ist Ronaldo aus einem nicht so tragischen Grund nach Stuttgart nicht gewechselt – wegen des Mangels an Geld. Die Bosse der Schwaben fanden nie einen Weg, das nötige Geld zu bekommen. Im Sommer 1994 reiste Ronaldo mit der Nationalmannschaft zur glorreichen Weltmeisterschaft (obwohl er keine Minute auf dem Platz verbrachte), danach wurde er vom niederländischen PSV unter Vertrag genommen.

Die Eindhovener haben sich mit Cruzeiro auf 5 Millionen Dollar geeinigt. Und nach zwei Jahren und 54 Toren in 57 Spielen wurde der Stürmer zum vierfachen Preis an Barcelona weiterverkauft.

Aber Stuttgart fand in diesem Transferfenster immer noch einen coolen brasilianischen Stürmer. Den 21-jährigen Giovane Elber von Mailand, der etwa dreimal billiger war als Ronaldo. Für ihn haben sie etwa 2 Millionen Dollar bezahlt.

Der deutsche Club hat es also kaum bereut. Elber bildete mit Fredi Bobic und Krassimir Balakov ein "magisches Dreieck", erzielte in drei Jahren in 97 Spielen 44 Tore und verhalf den Schwaben zum DFB-Pokalsieg. Nach drei Jahren bei Stuttgart wechselte der Brasilianer zum FC Bayern – ebenfalls viermal teurer als er gekauft hatte.

Und Rangnick verließ im Sommer 1994 die Jugendmannschaft von Stuttgart und übernahm ein Jahr später die Führung von Reutlingen aus der Regionalliga und startete seinen Aufstieg in die Elite des deutschen Fußballs.

VerfasserOleksandr Manov .QuelleTribuna.com
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