Pochettino ist der neue Trainer des FC Chelsea: Wie kam es zu seiner Wahl? Warum wurde Nagelsmann aus dem Rennen genommen?

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Pochettino ist der neue Trainer des FC Chelsea: Wie kam es zu seiner Wahl? Warum wurde Nagelsmann aus dem Rennen genommen?

Mauricio Pochettino wird Trainer des FC Chelsea. Der Argentinier erhält einen Zweijahresvertrag (plus Option auf ein weiteres Jahr) und tritt sein Amt im Juni an.

Wie wurde der neue Trainer ausgesucht? Warum schied Nagelsmann aus? Wer waren die anderen Kandidaten und warum fiel die Wahl auf Pochettino?

Die wichtigsten Erkenntnisse.

Chelsea hat sich diesmal ausführlicher mit der Trainerwahl beschäftigt. Bei Potter war dies nicht der Fall

Im September, als Thomas Tuchel entlassen wurde (wie lange ist das her!), gab es nur wenige Kandidaten: Potter, Pochettino, Amorim von Sporting und Zidane wurden mit Chelsea in Verbindung gebracht. Einige Tage später verpflichtete Boehly Graham. Die Presse versicherte, dass es sich um eine ausgewogene Entscheidung gehandelt habe, worauf wochenlange Analysen folgten.

Im April schien das Management von Chelsea zuzugeben, dass Potter ein Notfall gewesen sei, dass es keinen Plan gegeben habe und dass er zum Favoriten geworden sei, weil die Miteigentümer des Klubs, Boehly und Eghbali, sich am internen System des Klubs von Brighton orientiert hätten. Sieben Monate später wurde Potter nach einer 0:2-Niederlage gegen Aston Villa entlassen. Die Wahl eines neuen Trainers wurde verantwortungsbewusster angegangen.

Die Trennung von Potter kam zu einem seltsamen Zeitpunkt: Chelsea beendete die Serie ohne Sieg, und das erste negative Ergebnis führte zum Rücktritt. Viele brachten dies mit der Entlassung von Julian Nagelsmann in Verbindung, der eine Woche zuvor beim FC Bayern entlassen worden war.

Doch Chelsea bewies eine neue Besonnenheit: Statt Nagelsmann notgedrungen zu holen, wurde Frank Lampard als Interimstrainer verpflichtet.

Während Lampard die Mannschaft zu den wichtigsten Spielen der Saison führte, stellten die Chelsea-Verantwortlichen eine Liste mit Kandidaten zusammen. Viele Namen tauchten auf, aber zuverlässige Insider (Matt Lowe, Fabrizio Romano, The Athletic) nannten Nagelsmann, Luis Enrique, Pochettino, Amorim, Glasner (Eintracht) und Spalletti.

Rob Draper von der Daily Mail meinte, die Chelsea-Führung habe zugegeben, dass es ein Fehler gewesen sei, Tuchel zu entlassen, und sei nun der Meinung, man hätte den Deutschen die Saison zu Ende spielen lassen sollen. Gleichzeitig betonte Draper, dass man sowieso nicht an ein langfristiges Projekt mit Tuchel geglaubt habe.

Warum ist Nagelsmann ausgestiegen? Wie verliefen die Gespräche?

Für jeden war es anders. Am 5. April schrieb Matt Lowe von The Telegraph, dass Enrique und Nagelsmann die besten Chancen hätten. Am selben Tag wurde der Spanier in London gesichtet, um persönlich mit Chelsea zu verhandeln. Laut dem deutschen Sky Sports-Journalisten Florian Plettenberg wurde Nagelsmann vor allem online interviewt. Chelsea-Vertreter flogen zu Pochettino nach Spanien.

Nach der ersten Phase wurde die Liste der Kandidaten auf vier reduziert. Dies geschah aus mehreren Gründen: Glasner und Spalletti waren offensichtlich auf der Liste, Amorim wollte Sporting nicht verlassen (er hatte Boehly im September aus dem gleichen Grund abgesagt). Überraschenderweise wurde auch Enrique von der Liste gestrichen - das Management erkannte, dass sie die Anforderungen nicht erfüllen können und die Meinungen über das Projekt auseinandergehen.

Die letzten Vier waren Nagelsmann, Pochettino und die unerwarteten Vincent Kompany (der Burnley in die Premier League führte) und Angelos Postecoglou (Celtic). Julian galt als klarer Favorit, wie Fabrizio Romano betonte. Doch Matt Lowe und The Athletic waren mit solchen Aussagen deutlich vorsichtiger und schrieben regelmäßig, dass es keinen Favoriten gebe.

Nagelsmann zog sich überraschend aus dem Rennen zurück. Das war schockierend: Julian schien trotz aller Vorbehalte immer noch die Nase vorn zu haben.

Nagelsmanns Entscheidung fiel zeitlich mit den Verhandlungen mit Pochettino zusammen: Am 21. April verriet Matt Lowe, dass Chelsea die Option mit Mauricio gefalle. Eine Stunde später berichtete Romano von Nagelsmanns Absage.

Die Journalisten waren geteilter Meinung: Die einen verteidigten den Verein, die anderen den Deutschen. Erstere behaupteten, Chelsea habe aufgrund seines Alters und seines Charakters Zweifel an Julian (sie sahen in ihm sogar den neuen Tuchel). Nagelsmann sei zu selbstbewusst und glaube, dass alles in seiner Hand liege.

Die anderen schrieben, dass Julian von einem so langen Rekrutierungsprozess schockiert war und dass er die für ihn grundlegenden Punkte des Chelsea-Projekts nicht erkannte. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Wie wuchs Chelseas Interesse an Pochettino?

Mauricio stand von Anfang an auf der Shortlist von Chelsea. Doch laut seinem Instagram verbrachte er die Hälfte des Aprils im Urlaub. Vermutlich wollte sich der Argentinier zu diesem Zeitpunkt nicht auf Verhandlungen einlassen. Enrique und Nagelsmann waren die ersten, die auf das Angebot von Chelsea reagierten.

Pochettino nahm Mitte April Kontakt mit dem Verein auf und fand sofort Gefallen am Management. Mauricio stand den Chelsea-Verantwortlichen im Geiste näher. Wie viel näher Nagelsmann ist, ist nicht bekannt (da Chelseas Technischer Direktor Christopher Vivell nach seiner Zusammenarbeit mit Leipzig ein sehr gutes Verhältnis zu Julian hat), aber der Deutsche hat sich selbst aus dem Rennen geworfen.

Pochettino entdeckte bei Tottenham das Talent von Dele Alli, und unter seiner Leitung entwickelte sich Harry Kane zum besten Stürmer der Liga. Hinzu kommen Kyle Walker-Peters, Danny Rose und Eric Dyer. Auch bei Chelsea muss Pochettino mit jungen Spielern arbeiten. Boehly und Eghbali sollen von Pochettinos Plänen mit Levi Colwill (bis Saisonende an Brighton ausgeliehen) und Mykhaylo Mudryk angetan gewesen sein. Einem Insider zufolge sieht der Argentinier in Colwill einen wichtigen Verteidiger und in Mudryk einen unentdeckten Torjäger.

In der Umkleidekabine sei die Nachricht von der möglichen Ernennung Pochettinos positiv aufgenommen worden, so Lowe. Im Gegensatz zu Potter sei Mauricio in den Augen der Spieler und Fans ein erfahrener Trainer.

Jacob Steinberg von The Guardian fügte hinzu, dass Pochettino auch vom Management große Unterstützung erhalte: "Es werden beträchtliche Mittel für Transfers bereitgestellt. Mauricio sieht die Notwendigkeit, Spieler für drei Positionen zu kaufen: Torhüter, defensives Mittelfeld und Stürmer. Um die Torhüter rankten sich die ersten Gerüchte: Nizaar Kinsella vom Evening Standard berichtete von möglichen Verhandlungen mit Inter Mailand über einen Tausch von Kepa oder Mendy gegen Andre Onana. Später kamen Gerüchte über einen möglichen Transfer von Emiliano Martinez auf.

Abramovich hat auch über die Pochettino-Option nachgedacht. Stimmt das?

Ja, und zwar zweimal. Das erste Mal nach der Entlassung von Conte im Jahr 2018. Damals hätten die Fans den Wechsel des Trainers von Tottenham zu Chelsea einfach nicht verstanden. Deshalb war er damals nicht der Favorit.

Das zweite Mal war nach der Entlassung von Lampard. Aber auch da sagte Pochettino ab - er gab seine mündliche Zusage, PSG zu übernehmen. Daraufhin verpflichtete Chelsea Tuchel, und Mauricio verbrachte nach Thomas eineinhalb Jahre in Paris.

Auch Boelhy lud Pochettino nicht zum ersten Mal ein. Im September, nach der Entlassung von Tuchel, kontaktierte Todd den Argentinier, doch dem Chelsea-Präsidenten gefiel nicht, dass Pochettino zu viel Kontrolle über die Entscheidungsfindung haben wollte.

Pochettino hat die Rolle des Cheftrainers nicht sofort angenommen

Guillem Balague, BBC-Journalist und Autor eines Buches über den argentinischen Trainer, sagte, Mauricio habe nach seiner Zeit bei PSG zahlreiche Angebote erhalten. Pochettino wurde zu verschiedenen Zeiten von Benfica Lissabon, Athletic Bilbao und Nottingham Forrest als Cheftrainer angeboten. Auch Villarreal, Nizza und Leeds waren an dem Argentinier interessiert, konnten aber keine konkreten Angebote unterbreiten.

Laut Balague lehnte Pochettino selbst die Option mit Chelsea im Frühjahr 2023 ab, weil ihm der Rahmen, in den die Vereinsführung den Trainer drängte, nicht gefiel.

Rob Draper fügt hinzu: Die Chelsea-Eigner wollen Pochettino mehr Kontrolle geben. Sie glauben, Tuchel hätte mehr Feedback geben können, aber er habe die Themen auf Pressekonferenzen und nicht in privaten Gesprächen angesprochen. Pochettino sei den Eigentümern zu weit entgegengekommen.

Pochettino wird künftig mit den Sportdirektoren Paul Winstanley und Lawrence Stewart zusammenarbeiten. Bei Chelsea wurde endlich eine klare Führungsstruktur geschaffen, so dass sich Todd Boehly nicht mehr in die Transferangelegenheiten der Mannschaft einmischt, sondern diese dem Cheftrainer und dem Management überlässt.

Und wie geht es mit Lampard weiter?

Er arbeitete die Saison wie geplant zu Ende. Aus Vereinskreisen verlautete, Lampard sei bereit gewesen, zwei Monate lang mit Pochettino zusammenzuarbeiten: Möglicherweise habe Lampard auf die Wünsche des Argentiniers hinsichtlich der Startelf und einiger taktischer Entwicklungen gehört. Dies würde den Übergang von einem temporären zu einem permanenten Trainer erleichtern.

Lampards Vertrag läuft noch bis zum Ende der Saison. Franks Zukunftspläne sind unbekannt, aber es ist anzunehmen, dass eine neue Herausforderung als Trainer auf ihn wartet. Angesichts der düsteren Ergebnisse von Chelsea kann man nicht hoffen, dass es ein seriöser Verein wird.

Pochettino hat Erfahrung darin, den Kader aufzuräumen. Das wird Chelsea helfen

Pochettino förderte nicht nur junge Spieler.

Mauricio kam zu PSG und Tottenham, als die Mannschaften mehr als 30 Spieler im Kader hatten. Pochettino und Management haben den Kader ausgedünnt. Chelsea wird in einem Monat dasselbe tun.

Der Argentinier leitete Tottenham in der finanziell schwierigsten Zeit, als ein neues Stadion gebaut wurde. In solchen Zeiten muss man sich immer beeilen. Chelsea plant in naher Zukunft den Bau der neuen Stamford Bridge. Pochettino wird in der Lage sein, sich an die Bedingungen anzupassen und Geduld zu haben, wozu nicht jeder Trainer in der Lage ist (Hallo, Antonio Conte).

Laut Rob Draper hat Pochettino bereits eine Liste mit Wunschspielern: Es handele sich um einen Torwart, einen Mittelfeldspieler und einen Stürmer. Zu den Namen, die bereits in Medien wie The Independent genannt wurden, gehören Lautaro Martinez, Emiliano Martinez, Alexis Mac Allister und Declan Rice.

Mauricio ist daran interessiert, Mason Mount zu halten, dessen Vertrag bei Chelsea noch nicht verlängert wurde. Vielleicht ist der Argentinier der entscheidende Faktor für eine Vertragsverlängerung. Eine Rückkehr von Romelu Lukaku ist nicht auszuschließen.

Wird Pochettino bei Chelsea erfolgreich sein?

VerfasserOleksandr Manov .QuelleTribuna.com
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