In der 53. Minute des heutigen Bundesliga-Spiels gegen Freiburg, das die Bayern mit 1:0 gewonnen haben, kam es zu einer extrem strittigen Szene: Lucas Höler stoppte den Ball mit der Hand im eigenen Strafraum. Eigentlich rechneten alle Bayern-Fans damit, dass der Schiri auf den Elfmeterpunkt zeigen würde, aber der Unparteiische schaute sich die Szene an - und gab keinen Elfmeter. Aber warum?
Der Schiedsrichter-Podcast "Collinas Erben" erklärt diese Entscheidung in einem Twitter-Thread wie folgt:
"Höler erobert den Ball beim Tackling sauber mit dem rechten Fuß, dann unternimmt er eine Drehbewegung, um sich am Boden abzustützen und danach aufzustehen. Für diese Drehung führt er den rechten Arm nach vorne.
Im Zuge dessen spielt er den Ball mit der Hand, was aus der Drehbewegung resultiert. Die Frage ist nun, wie man diesen Vorgang interpretiert. Wenn man ihn rein technisch bewertet, könnte man argumentieren: Die Hand geht zum Ball, also ist das Handspiel strafbar.
Hier kommt aber die wesentliche Frage der Intention ins Spiel. Führt Höler die Hand zum Ball, um ihn damit zu spielen? Oder ist das Handspiel unabsichtlich, weil es aus einer natürlichen Bewegung resultiert, um sich am Boden abzustützen und danach aufzustehen?
Das ist eine Frage der Interpretation und damit des Ermessens. Daniel Siebert hatte die Gelegenheit, sich die Bilder noch einmal anzusehen (wobei ich die Bildauswahl nicht ideal fand, besser wäre die Perspektive wie in den Screenshots gewesen). Er entschied: Nicht strafbar.
Das finde ich nicht nur nachvollziehbar, sondern auch die bessere Entscheidung. Der Bewertung, dass Hölers Armbewegung natürlich war und das Handspiel somit unabsichtlich, kann ich folgen. Die Deutlichkeit des Handspiels ändert daran nichts.
Weil manche den Vergleich zu Musialas Handspiel im Pokal zogen: Ganz andere Situation. Mit erhobenem Arm in den Schuss gesprungen, sich breit gemacht, um den Ball zu blocken. Da war der Ermessensspielraum sehr viel geringer.
Ergänzung (weil das Argument immer wieder kommt, auch hier): Regeltechnisch ist es unerheblich, wohin der Ball ohne das Handspiel gekommen wäre. Wesentlich ist nur die Armhaltung bzw. -bewegung, das heißt: ob Absicht oder eine unnatürliche Vergrößerung des Körpers vorliegt."
Findet ihr diese Argumente nachvollziehbar?