Der FC Bayern München 1901 bis 1910
Heute beginnt meine neue Blog-Reihe! Als ich zum Geburtstag einen Blog über die Gründung unseres Vereins, dem FC Bayern, geschrieben habe. Kam mir die Idee eine Blog-Reihe über die Jahre nach der Gründung zu schreiben. Den erste Teil (von 1901 bis 1910) stelle ich heute Online. Ich bin auf die Reaktionen gespannt und würde mich über Feedback sehr freuen. Wie gefällt euch dieser Blog? Interessieren euch die frühen Jahre, usw.?
Zunächst stellte die Stadt München dem Verein die Schyrenwiese an der Wittelsbacherbrücke als Spielfeld zur Verfügung. Aber schon 1901 erhielt der FCB von seinem ersten Mäzen, dem Kochherd- und Ofenfabrikanten Friedrich Wamsler sen., ein umzäuntes Grundstück an der Clemensstraße in Schwabing, das seine Heimat wurde.
Unstrittig ist der Sieger des ersten Derbys zwischen dem FCB und dem späteren Stadtrivalen TSV München von 1860: Die Bayern entschieden das Spiel am 21. September 1902 mit 3:0 klar für sich.
Am 1. Januar 1906 fusionierte der Verein mit dem größten Münchner Sportverein, dem "Münchener Sport-Club" (MSC). Der finanzstarke MSC eröffnete den Bayern neue Möglichkeiten. Erstmals konnten prominente auswärtige Mannschaften eingeladen werden, um im sportlichen Wettkampf die eigenen fußballerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Die Bayern konnten sich zwar im MSC ein hohes Maß an Eigenständigkeit bewahren, mussten aber ihre Spielkleidung dem Sport-Club anpassen. Die Spieler trugen nun weiße Hemden und rote Hosen und wurden daher die "Roten" oder "Rothosen" genannt. Die Clubfarben des FC Bayern sind seitdem Rot-Weiß. Spielstätte war zunächst ein Platz an der Karl-Theodor-Straße, ab September 1907 ein Platz an der äußeren Leopoldstraße.
Die Mitgliederstruktur des FC Bayern war zunächst von Studenten, Künstlern, Kaufleuten und Selbständigen geprägt. Das war unter anderem der Heimat Schwabing geschuldet, dem Münchner Intellektuellen- und Künstlerviertel. Auch der Verein selbst förderte den bürgerlich-elitären Charakter. So sahen die Vereinsstatuten bis 1908 vor, dass allein "Einjährig-Freiwillige" beitreten konnten, also Männer mit einem höheren Schulabschluss, der es ihnen erlaubte, den Militärdienst freiwillig nur ein Jahr in einem selbst gewählten Regiment abzuleisten. Der FC Bayern erwarb sich daher den Ruf eines elitären "Studentenclubs". Zugleich galt er als liberaler und offener Verein, der Fußballer gleich welcher Nationalität, Religion oder Weltanschauung aufnahm.
Der Verein entwickelte bis zum Ersten Weltkrieg vergleichsweise moderne Strukturen. Ein eigener Sportausschuss widmete sich den Verwaltungsaufgaben und entband die Spieler von Funktionärstätigkeiten. Die Bayern suchten ambitioniert Anschluss an den internationalen Fußball. Sie spielten nicht nur gegen ausländische Mannschaften und gingen auf Auslandsreisen, sondern setzten bald auch ausnahmslos auf Übungsleiter aus Großbritannien, dem Mutterland des Fußballs, wo das Spiel in taktischer und spielerischer Hinsicht am weitesten entwickelt war. Der erste in einer Reihe von Trainern aus Großbritannien war Thomas Taylor in der Saison 1907/08. Erster hauptamtlicher Übungsleiter wurde 1911 der Engländer Charles Griffiths (geb. 1882). Erste Erfolge waren die Ostkreismeisterschaft 1909/10 unter dem englischen Trainer Dr. George Hoer und die Verteidigung dieses Titels 1910/11.
Die Kneipzeitung zum 3. Stiftungsfest 1903. Diese Fotos (oben) ist ein vierseitiger Reprodruck des 24 - seitigen Originals. Die Zeitung gibt einen Einblick in das gesellig-vornehme und auch feucht-fröhliche Vereinsleben der Gründerjahre
31.Mai 1901 Mittlerweile hat sich eine zweite Mannschaft des FC Bayern gegründet (Foto unten). Im ersten offiziellen Testspiel beider Teams gegeneinander wird die "Erste" ihrem Status mehr als gerecht. 12:2 heißt es am Ende.
21.September 1902 An der Münchner Clemensstraße steigt das erste Derby zwischen dem FC Bayern und 1860 München. Die Partie endet mit 3:0. Von den ersten 14 Duellen bis 1910 gehen zehn an den FC Bayern.
29.November 1903 Der FCB gewinnt 6:2 gegen den 1.Münchner FC von 1896 und sichert sich damit den Bayern-Pokal, der zugleich als Münchner Stadtmeisterschaft gilt. Gestiftet wird der Preis von Bayern-Sponsor Bermühler zur "Föderung des Fußballspiels"
1.Januar 1906 Aus dem FC Bayern-Spielern werden die "Roten". Die Fusion mit dem Münchner SC, der seine position als Münchner Großverein festigt, gibt dem FC Bayern finanzielle Sicherheit und führt zum Hosenfarbentausch: Rot statt Schwarz.
Zur Wahrung der weitgehenden Eigenständigkeit der F.A. Bayern wird der Fusionsvertrag mit dem MSC zum 1.Januar 1911 durch einen detaillierten Vetrag (Repro oben) ersetzt. In ihm ist unter anderem geregelt, dass die F.A. Bayern Vorschüsse "für Wettspiele und andere Veranstaltungen" bis inHöhe von 1.600 Reichsmark erhalten kann -- ungemein wichtig für den laufenden Sielbetrieb.
Der Holländer Willem Hesselink ist Stürmer und Präsident des FC Bayern von 1903 bis 1906. Einer seiner Schüler ist der Keeper Ludwig Hofmeister.
15.September 1907 Mit einem 8:1 gegen Wacker München wird der neue Sportplatz an der Leopoldstraße eingeweiht. Gleichzeitig wird die erste Tribüne auf einem Fußballplatz in München ( Foto unten) der Öffentlichkeit übergeben.
13.Februar 1910 Ungeschlagen sichert sich der FC Bayern die süddeutsche Ostkreismeisterschaft. Im letzten Spiel wird die SpVgg Fürth 4:2 geschlagen und somit souverän die Endrunde zur Süddeutschen Meisterschaft erreicht.
Nach Fusion mit Münchner SC peilen die "Rothosen" Titel an
Kurz vor dem 10. Geburtstag feiert der FC Bayern den ersten Titel : die Ostkreismeisterschaft. Die "Rothosen" träumen sogar von der DM-Endrunde, bleiben als SüddeutscherVizemeister aber außen vor.
Der Ostkreismeister 1910 : FC Bayern Von links: Ernst Hoffmann, Hans Hofmann, Max Gablonsky, Franz Baumann, Josef Seitz, Ludwig Hofmeister, Fritz Fürst, Hans Kroiß, Ludwig Berz, Max Reindl und Otto Rinkenberger.
Von 1902 bis 1905 gewinnt der FC Bayern viemal in Folge die Münschner Stadtmeisterschaft und sichert sich auch dreimal und damit endgültig den "Bayern-Pokal" -- eine Art Münchner Stadtpokal. Doch erst am 13.Februar 1910 tritt der FCB und sein Erfolgshungererstmals überregional in Erscheinung. Wie alt das "Bayern-Erfolgsgen" ist, zeigt eine kleine Episode nach dem Ende der Münchner-Stadtmeisterschaft 1906. Diese geht nämlich erstmals an den MTV. Die sieggewohnten Bayern-Spieler wurmt das so, dass sie mit bestem schwarzen HUmor ein "Meisterschaftsbegräbnis"initiieren. Die "Trauerfeierlichkeiten mit Leichentrunk" enden schließlich erst gegen Mitternacht, als eine Bayern-Schar mit Zylinder in geschlossener Ordnung durch die Neuhauser Straße zieht.
Ein anderes Ereignis in diesem Jahr sorgt für die wirtschaftliche Grundlage des ersten größeren sportlichen Erfolges. Zum 1. Januar 1906 tritt die Fusion mit dem Münchner SC in Kraft. Der MSC baut damit seine Stellung als Großverein in der Stadt aus, der FC Bayern wiederum steht finanziell auf sicheren Füßen und behält in der F.A. (Fußball-Abteilung) Bayern weitgehend seine Eigenständigkeit. Nur die schwarzen Hosen sind passé -- der MSC legt Wert auf seine Spielfarben: Die "Rothosen sind geboren.
Inzwischen ist Willem Hesselink Spieler und Präsident. Der Holländer, ist beides -- im Gegensatz zu einem späteren "Kaiser" -- zur gleichen Zeit, zwischen 1903 und 1906. Dank des von ihm eingeführten Kombinationsspiels kann am 17. Mai 1905 dem süddeutschen Meister Karlsruher FV ein 0:0 abgetrotzt werden. Fußball in den Gründerzeiten erfordert ungemein viel Organisationstalent. Damit der KFVsich überhaupt auf den Weg in die Clemensstraße macht, bekommt er vorab telegraphisch das Fahrged geschickt. Weil die Kasse leer ist, erwerben die Bayern-Mitglieder Gutscheine und schießen so das Geld vor.
"Max"reist zum ersten Länderspiel und findet die Frau fürs Leben
1908 hat der FC Bayern bereits 300 Mitglieder, neun Senioren-Mannschaften und sechs Jugendteams. Der junge Klub bekommt einen eigenen Spotausschuss, engagiert mit Taylor und Hoer erstmals englische (Amateur-) Trainer und verfügt seit 15. September 1907 über einen neuen Sportplatz an der Leopoldstraße. Als Südbayerischer Bezirksmeister qualifiziert sich der FC Bayern im Spätherbst 1909 für die Entscheidungsspiele zur süddeutschen Ostkreismeisterschaft. Mit dabei ist auch wieder Dauerrivale MTV (der 3:2-Sieg zum Auftakt der Ostkreismeisterschaft ist das 22. Duell in neun Jahren) sowie aus den anderen Regionen Bayerns der 1.FC Nürnberg sowie die SpVgg Fürth. Die Ostkreismeisterschaft wird ein Siegeszug des FCB. Sechs Spiele, sechs Siege -- erstmal ist die süddeutsche Endrunde erreicht -- vorzeitig dazu: Ein 4:2 Sieg gegen den 1.FC Nürnberg (Hinspiel schon 4:2 in Nürnberg) am 5. Spieltag sorgt für einen uneinholbaren Vorsprung und passt zum bevorstehenden 10. Geburtstag des FC Bayern. Genau drei Wochen nach diesem Sieg an der Leopoldstraße messen die frischgebackenen Ostkreismeister am 27. Februar 1910 während eines Sportfestes zum Jubiläum an gleicher Stelle die Kräfte. Aufgeteilt in 1 - und 1b - Teamsiegt die "1.Kampfmannschaft" mit 8:3. Doch nun warten andere Kaliber auf die Münchener bei der "Süddeutschen", vor allem der DM - Endrunden erfahrene Karlruher FV. Die beiden äußerst knappen Niederlagen gegen den späteren Deutschen Meister am 25. März 1910 mit 2:3 an der Leopoldstraße und am 28. März 1910 in Karlsruhe mit 0:1 stellen den "Rothosen" ein brillantes Zeugnis aus. Doch weder ist der KFV (sechs Spiele, sechs Siege) aufzuhalten, noch kann der FC Bayern gegen die anderen Teams (Mannheimer F.G. und Viktoria Hanau) durhgängig überzeugen. In den Heimspielen mit 7:2 ( Hanau) und 3:0 überlegen, gelint auswärts nur ein winziges Pünktchen (2:2 in Hanau). Es reicht trotzdem zum Vice - Titel in der "Süddeutschen". Ein Muster ohne Wert -- nur der Erste (der KFV) kommt weiter. Für den Rechtsaußen der Bayern-Mannschaft hält das Jahr noch eine besondere Überraschung bereit. Der 20-jährige Max Gablonsky, der bis 1922 mehr als 500 Spiele für den FC Bayern bestreitet, wird vom DFB für das Länderspiel gegen Belgien (0:3), am 16. Mai 1910 eingeladen."Max" profitiert davon, dass die KFV-Spieler einen Tag zuvor im Finale um die Deutsche Meisterschaft stehen und nicht anreisen können. Aber Ehre, wem Ehre gebürt. In Duisburg wird Gablonsky der erste Nationalspieler des FC Bayern, und er findet auf dieser Reise an die Wedau auch noch in der Tochter eines Hoteliers die Frau fürs Leben.
Kommentare
Eine Reise in die Gründerjahre.Ich habe es schon mal gelesen,aber für viele hier sicher sehr Informativ. Danke Panther. 👍🙋♂️
Guter Beitrag sehr Informativ. ❤️❤️😍
👏👍🙏