Ousmane Dembele wechselt zu PSG: FC Barcelona gilt als klarer Verlierer des Transfers
Im Sommer 2017 verpflichtete der FC Barcelona das damals wohl aufregendste Talent im europäischen Fußball. Ousmane Dembele, heute 26 Jahre alt, hatte zuvor in der Bundesliga reihenweise Abwehrsieler in die Knie gezwungen. Zwar spielte er nur ein Jahr für den BVB, doch sechs Tore und 13 Vorlagen allein in der Liga waren eine eindrucksvolle Visitenkarte. Barça wurde auf ihn aufmerksam, ließ sich die Dienste des beidfüßigen Stürmers weit über 100 Millionen Euro kosten und setzte damit auf die Zukunft.
Sechs Jahre später wechselt er nach Paris. Zu einer Zeit, in der man in Barcelona hofft, ihn endlich als Fixpunkt im Spiel zu sehen - und zwar dauerhaft. 127 Mal lief er in La Liga für die Blaugrana auf, 58 Tore waren die Ausbeute. Gut? Auf jeden Fall. Aber nicht überragend. Und nicht viel mehr als 100 Millionen Euro wert, wenn man so etwas überhaupt beziffern kann. Die Krux: Spieler, die besonders viel Geld kosten, werden auch besonders kritisch beäugt. Das liegt in der Natur der Sache.
Titel hat Dembele zwar mit dem FC Barcelona gewonnen, aber nicht für die Katalanen. Das ist ein großer Unterschied. Er war sicher mehr als ein Mitläufer, aber eben auch nicht der Spieler, der Woche für Woche die Spiele entscheidet. Das muss er mit 20, 21 Jahren sicher noch nicht sein, aber er muss langsam und kontinuierlich in diese Rolle hineinwachsen. Die Zeit in Barcelona war sicher nicht schlecht und einige Blessuren und Verletzungen warfen den talentierten Franzosen immer wieder zurück, aber genau das rundet das Gesamtbild des 26-Jährigen ab.
Auch persönlich war es nicht immer einfach mit ihm, vor allem am Anfang. Ein junger Spieler, der vielleicht nicht immer zu 100 Prozent hochprofessionell arbeitet: geschenkt. Das kommt immer mal wieder vor. Und die Ansätze in der vergangenen Saison unter Xavi Hernandez lassen hoffen, dass er nun endlich zum entscheidenden Spieler reift. Warum also gerade jetzt der Wechsel? Weil der FC Barcelona bei der Vertragsverlängerung im Sommer 2022 unter dem Druck der eigenen finanziellen Probleme einen entscheidenden Fehler gemacht hat. Die Ausstiegsklausel, die Dembele nun einen Wechsel ermöglicht, ist nichts anderes als ein schlechter Witz. 50 Millionen Euro muss der französische Meister PSG für den Stürmer zahlen.
Doch damit nicht genug: Die Hälfte der Summe geht an den Spieler. Ein Desaster für den spanischen Spitzenclub. Aus mehreren Gründen. Zum einen sind 25 Millionen Euro Einnahmen für einen solchen Spieler lächerlich wenig. Zum anderen ist die finanzielle Situation nach wie vor angespannt. Ersatz wird schwer zu finden sein. Zum anderen hat sich in der Vorbereitung gezeigt, dass der Xavi-Fußball nicht nur gut zu Dembele passen könnte, sondern ein ganz entscheidendes Puzzleteil ist. Das fehlt jetzt plötzlich.
Die Möglichkeit, einen Schlüsselspieler kurz vor Saisonbeginn für relativ wenig Geld zu verlieren, wirft kein gutes Licht auf diejenigen, die der Klausel zugestimmt haben. Die Theorie, Zeit zu gewinnen, um Dembele von einem langfristigen Vertrag und einem langfristigen Plan zu überzeugen, mag eine gewisse Aussicht auf Erfolg gehabt haben, war aber auch naiv, insbesondere angesichts der Entwicklungen im Fußball, wo staatlich finanzierte Vereine nicht davor zurückschrecken, hohe Ablösesummen und/oder Gehälter zu zahlen. Und auch Dembele wird von PSG für seine Unterschrift fürstlich entlohnt werden, so viel ist sicher.
Im Endeffekt erhält PSG einen sehr guten Spieler, der sich in einer sehr spannenden Phase seiner Karriere befindet - und das für eine durchaus akzeptable Ablösesumme. Der Stürmer selbst wechselt zum größten Klub seines Heimatlandes, wird sehr gut bezahlt und ist Teil eines völlig neuen Projekts, das endlich einen etwas durchdachteren Eindruck macht als die bisherigen Versuche von PSG, einen internationalen Großangriff zu starten. Und der FC Barcelona? Hat jetzt 25 Millionen Euro mehr auf dem Konto und eine riesige Baustelle mit ungewissem Ausgang.
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