"Wir können uns ein Starensemble á la München nicht leisten": BVB-Fan analysiert die Transferpolitik seit Jahren

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"Wir können uns ein Starensemble á la München nicht leisten": BVB-Fan analysiert die Transferpolitik seit Jahren

"Es ist nicht nur Schürrle und zu wenig IV. Es sind Schürrle, Rode, Schulz, Wolf, Castro. Die ersten vier waren Flops mit Ansage, die man nur mit großem Verlust zu dem gezahlten Geld wieder los wurde oder noch gar nicht verkauft bekam. Castro, wenn er denn als Stammspieler gedacht war, ebenfalls, da es offensichtlich war, das er einfach nicht gut genug war.

Noch dazu vermag man es scheinbar überhaupt nicht, eine ernsthafte Konkurrenz zu Bürki zu holen. Das ist irgendwo symptomatisch.

Die Aussage vor der letzten Saison, das man den Anspruch hat Meister zu werden zeigt, dass intern durchaus auch eine sehr hohe Erwartung herrscht und man dem Kader vieles zu traut, dennoch gibt man sich entweder direkt mit Durchschnitt zufriedenen oder holt ihn sogar noch von der Ligakonkurrenz (da zähle ich Delaney auch dazu, sowohl man mit ihm zumindest wirklich, was anfangen kann) und stattet diese mit so tollen Verträgen aus, dass das Gehaltsbudget und Kaderplätze durch diese, mit ohne nennenswerten Mehrwert ausgestatten Kaderplätze, belastet wird.

Es hilft einfach nichts, wenn man auf der einen Seite super Spieler holt, die einschlagen, aber auf der anderen Seite dann hohe Summen für keinen Mehrwert wieder rausschmeißt.

+ und - ergibt dann wieder 0. Der Verein stagniert.

Geht einmal in die Bosz-Saison zurück und seht, dass das Mittelfeld aus Sahin,Castro ,Kagawa, Weigl, Dahoud besteht. Genau das ist der Durchschnitt von dem ich rede. In der Saison war der Transfermonat sogar so schlecht, dass von diesen Spielern, aufgrund dem Mangel an Alternativen, auch noch 2-3 Stammspielten. (Unterschlagen möchte ich natürlich nicht die Götze-Erkrankungs-Geschichte - beschönigt das ganze allerdings nur minimal)

Können wir uns darauf einigen, die Transfers mal nicht nur anhand ihrer Namen, sondern anhand der damaligen Situation und vor dem Hintergrund der Tatsache betrachten, dass es sich dabei jeweils i.d.R. um Kompromiss- bzw. Konsensentscheidungen zwischen Finanzmanagement, Sportdirektion und Trainerteam handelte?

Auch die Einschätzung, dass Schürrle, Rode, Schulz und Wolf Flopps mit Ansage gewesen sein, kann ich so nicht teilen. Schürrle hatte einen Karriereknick hinter sich, ja, aber das hatten andere auch. Dereinst kam auch ein Arjen Robben, als von der Resterampe der Weltelite verlacht nach München, was für die Bayern sicherlich kein schlechtes Geschäft war.

Ansonsten hatte Schürrle sein Potential vorher klar angedeutet er hatte in den vier vollständigen Bundesligasaisons, die er zuvr absolviert hatte 20, 13, 18 und dann noch einmal 14 Scorer geholt, wobei ihm in der letzten Saison in Wolfsburg denn auch 5 Einsätze abgingen.

Das war sicherlich keine schlechte Quote, zumal bedenkt man, dass damals die Spiele in der Liga insgesamt noch torärmer waren, als sie heute sind. Das waren eigentlich ordentliche Quoten. Zwischenzeitlich bei Chelsea gescheitert, aber da kann man scheitern.

Warum dass ein Flop mit Ansage war, erschließt sich mir an dieser Stelle nicht. Zumal wir auch nicht wissen, was gewesen wäre, wäre die Verletzung nicht gewesen und Tuchel im Amt geblieben. Passierte nicht und währenddessen begann der Stern von Dembélé und Pulisic aufzugehen.

Insofern ist das am Ende in der Summe blöd für Schürrle gelaufen, aber wo war das vor dem Transfer absehbar?

Ich würde mitgehen, dahingehend, dass man mit Ansage 5-10 Millionen zu viel für ihn auf den Tisch gelegt hatte, andererseits hatte man gerade Rekordablösen eingenommen und musste irgendwie reagieren, nachdem einem mit Gündoğan, Hummels und Mkhitaryan gerade 3 Stützen wegbrachen.

Die Vorstellung, dass Schürrle das teilkompensieren könnte, zumal man von Dembélés Leistungsexplosion ja noch nichts wusste, war nicht so weit hergeholt.

Rode, war sicher zu teuer, aber durchaus hilfreich, wenn er denn mal fit war. Leider war er das selten. Rode hatte vor seinem Aufschlagen hier im Profifußball 3 Saisons, in denen er mehr als 10 Spiele verpasst hat, aber nie in den Dimensionen wie bei uns. Seitdem er in Frankfurt ist, hat er hin und wieder Blessuren, aber nicht vergleichbar heftiges. Schau dir die Verletzungshistorie an, die konzentriert sich im Wesentlichen auf die Jahre bei uns. In denen war er so viel verletzt, wie in seiner gesamten restlichen Karriere im Profifußball, wenn nicht mehr. Bei uns war er im Grunde die Hälfte aller Spieltage verletzt und wenn man dann noch an die Regenerationszeiten denkt, hat er hier einfach absurdes Pech gehabt. Nein, das war in dieser Form nicht vorhersehbar.

Schulz als Flop, gehe ich langsam konform mit. Als Alternative auf der linken Verteidigerposition ist er sicher brauchbar, aber um eine bloße Alternative zu sein, war er deutlich zu teuer und ich denke auch nicht, dass das der Anspruch ist, mit dem Man ihn geholt hat. Inwiefern mit Ansage, darüber ließe sich streiten, aber hier würde ich mit dem Flop mitgehen.

Wolf fand ich als relativ flexibel einsetzbare Kaderergänzung auf dem Leistungsniveau eigentlich ganz in Ordnung. Zudem hat man für ihn lediglich 5 Millionen an Ablöse gezahlt, was für ein Experiment dieser Art, meine ich, durchaus in Ordnung geht.

Ihn darüber hinaus auch als Flop abstempeln zu wollen, weil man ihn nicht dauerhaft losbekommt, halte ich demgegenüber übrigens für unredlich. Das man Spieler, wenn sie nicht gerade überragende Leistungen bringen oder ein anderer Verein, durch etwaiges Karriereende bisheriger Stammkräfte dort notorischen befarf hat, in diesem Sommer nicht losbekommen konnte, liegt in der Natur der Sache.

Die Pandemie hat die Einnahmesituation aller Vereine in Europa massiv verschlechtert. Man war im Sommer nicht einmal in der Lage einen Sancho zu marktüblichen Konditionen an den Mann zu bringen und den wird man wohl als weit entfernt davon bezeichnen können, ein Flop zu sein. Dementsprechend konnte man vor diesem veränderten Hintergrund nicht erwarten Schürrle und Wolf an den Mann bringen zu können. Im Hinblick auf Schürrle doppelt ärgerlich, dass man da für die Auflösung des Vertrags am Ende noch berappen musste.

Bei Wolf bin ich eigentlich recht optimistisch, dass man ihn für einen Preis wieder losbekommt, der nicht so weit von den 5 Millionen entfernt ist, die man mal für ihn auf den Tisch gelegt hat.

Insofern gehe ich beim "Flop" mit Ansage vielleicht bei Schulz mit, der nun wirklich sehr stark hinter dem her hängt, was man für die Ablöse erwarten konnte.

Rode und Schürrle waren demgegenüber am Ende Flopps, aber sich nicht mit Ansage, sondern auf Grund unglücklicher Begleiterscheinungen, die vorher nicht abzusehen waren.

Jeweils unglückliche Verletzungsmisere, Trainerwechsels, kadertechnischer Komplettumbruch und damit einhergehend auch massive Zukäufe auf den ihnen mal zugedachten Positionen.

Bei Wolf gehe ich in dieser Hinsicht überhaupt nicht mit.

Bürki ist für mich, wenn ich so sagen darf ein beständiges Ärgernis. Sicher nicht auf dem Niveau das Weidenfeller vorher verkörperte oder vor ihm Lehmann verkörperte, letztendlich aber doch so solide, als dass man ihn nicht unbedingt zu den absoluten Problemfällen zählt.

Insofern sehe ich ihn in einer sehr ähnlichen Rolle, wie dereinst Schmelzer. Offensichtliche Schwachstelle im Kader, aber unterm Strich stets so wenig gravierend, dass sich an anderer Stelle immer Probleme finden werden, die demgegenüber Priorität haben.

Hitz ist sicher auch nicht besonders stark, aber durchaus ein solider zweiter Mann.

Von dem her eigentlich genau das was wir im Moment brauchen. Es gibt Zeiten, in denen man experimentieren und konkurrieren kann und solche, in denen man das bleibenlassen sollte.

Wir sind sportlich derzeit nicht so stabil, wie wir das gerne hätten und das liegt sicherlich nicht primär an Bürki, sondern daran, dass unser ganzes System einmal mehr sehr offensiv ausgelegt ist, was die Defensive natürlich derzeit vor Probleme stellt, während uns vorne aber gerade die Durchschlagskraft abgeht, die damit verbundenen systemischen Schwierigkeiten hinten zu kompensieren.

Die Aussage letzte Saison die Meisterschaft anzupeilen, wird mir viel zu sehr auf die Goldwage gelegt.

Dabei wird nach wie vor die Frage nicht berücksichtigt, ob man diese Aussage aus Überzeugung heraus getroffen hat, oder ob man nach dem spannenden Meisterschaftskampf und der knapp verpassten Schale in der vorangegangenen Saison in dieser Hinsicht einfach nur dem medialen Druck nachgegeben hat, der diese Aussage unbedingt wollte, um nicht wieder als notoische Tiefstapler dazustehen und sich wieder Vorwürfe über angeblich die Moral beschädigendes Understatement anhören zu müssen.

Die Tatsache, dass man im vergangenen Winter Favre hielt und den Kader verstärkte, zeigt mMn eigentlich recht deutlich, dass diese Aussage nicht so ganz den tatsächlichen Einschätzungen der Vereinsspitze entsprach, denn sonst hätte man umgekehrt handeln, den Kader unangetastet lassen und den Trainer austauschen müssen.

Wenn man tatsächlich davon ausgeht, dass der eigene Kader Meisterschaftsreif ist hätte man da anders handeln müssen, lag man doch am Ende der HR 3 Plätze und 7 Punkte plus Torverhältnis hinter dieser angeblichen Zielsetzung, was dann eigentlich nicht mehr hätte akzeptabel sein dürfen und schon gar nicht hätte es dann akzeptabel sein dürfen nochmal 20-30 Millionen netto in Verstärkungen zu investieren.

Selbstredend haben wir vom finanziellen Standpunkt her einige Flops in den vergangenen Jahren gehabt. Das ist dann aber bitte auch vor dem Hintergrund der sonstigen Ereignisse um den Verein, vom Wegbrechen der 3 Stammkräfte im Sommer 2016/2017, über die Verletzungsmisere der Neuzugänge, den Anschlag, die Notwendigkeit zum kadertechnischen Umbruch und die folgenden Trainerwechsel und Systemumstellungen zu sehen.

Insofern macht man es sich ein bisschen sehr viel zu einfach, sich im Nachhinein hinzustellen und sich zu mockieren, wie man denn jemals diesen oder jenen Spieler holen konnte. Die meisten der Transfers machten vom Zeitpunkt aus, an dem man sie tätigte, vor dem Hintergrund der vorliegenden Sachzwänge durchaus Sinn.

Insofern kann man im Hinblick auf die vergangenen 5 Sommertransferperioden eigentlich nicht von einer wie auch immer gearteten, einheitlichen Transferpolitik sprechen, sondern hat es eigentlich mit 3 verschiedenen Arten von Transferpolitik zu tun, nämlich mit einer nahezu ausschließlich reagierenden, einer gestaltenden und einer durch äußere Umstände verhinderten.

Vom Sommer 2016, bis in den Winter 2018 hinein, verwendete man im Grunde fast alle Mittel um auf Ebene des Gesamtsystems lediglich zu reagieren, Problemen hinterherzulaufen und Löcher zu stopfen. In dieser Zeit hat man sich ein System kurz- und mittelfristiger Aushilfen zusammengekauft und musste es teilweise auch, ohne dabei eine wirklich in sich kohärente Gesamtstrategie entwickeln zu können.

Anno 2019 hatte man die Probleme weitgehend behoben und machte sich wieder ans Gestalten, dabei allerdings leider auch einige Fehler, die vielleicht weniger gravierender gewesen wären, hätte man nicht noch massive Altlasten aus den vorangegangenen 2,5 Jahren vor sich hergetragen.

Diesen Sommer konnte man aufgrund der Pandemie nicht viel machen. Die Reserven waren im Winter bereits mobilisiert worden, noch bevor die Problematik der Pandemie in Europa in dieser Form absehbar war, die finanzielle Entwicklung der kommenden Saison war nicht absehbar und der Gehaltsetat auch bereits recht weit angespannt.

Ohne Verkäufe, war da kein größeres Reaktionspotential und die wiederum bekam man nicht auf die Kette. Man hat zwar für Bellingham nochmal Zaster auf den Tisch gelegt, aber der dürfte zunächst auch ein relativ moderates Gehalt beziehen, sodass sich das unterm Strich vergleichen mit einem potenziellen anderen Transfer mindestens teilrealtiviert.

Insofern sehe ich Spielraum die Verantwortlichen für ihre Transferpolitik tatsächlich zu schelten, im Kontext der damaligen Umständen und der parallelen Entwicklungen, im Grunde genommen nur, sofern es den Sommer 2019 betrifft. Davor waren die Verantwortlichen zumal durch äußere Entwicklungen bedingt dazu gewzungen konkrete Probleme ad hoc zu beantworten um den Verein durch die CL-Qualifikation dauerhaft auf einem wirtschaftlich tragfähigen Niveau zu halten.

Zu diesem Zeitpunkt mussten in der laufenden Saison die Punkte und Platzierungen her, ob das was man da zusammenschusterte, langfristig zusammenpassen würde, war zweitrangig

Das sieht im Sommer 2019 dann entschieden anders aus, aber weniger durch das, was man getan, sondern viel mehr dadurch, was man transferpolitisch unterlassen hat.

Konkret durfte man niemals und unter keinen Umständen Götze einfach in Ruhe weiterwursteln lassen dürfen.

Man hätte ihm von Beginn an ein Ultimatum stellen müssen, nachdem er, nachdem der Verein sich trotz Spitzengehalts mit all seinen Problemen jahrelang geduldig gezeigt und ihn nie abgeschrieben hatte, nachdem er entweder schleunigst zu, für den Verein, deutlich besseren Konditionen zu verlängern habe oder man ihm einen zweiten Stürmer vor die Nase setzen würde und er den Rest seines Vertrags dann auf der Tribüne absitzt, sollte er sich nicht schleunigst einen neuen Verein suchen.

Götzes sportliche Entwicklung ist ihm sicherlich nicht menschlich anzulasten und rein menschlich hätte mir ein solches Verhalten weh getan, nach der Zeit, aber sportlich und finanziell hatten sich mit der Verpflichtung von Alcácer Probleme aufgetan, die das eigentlich unumgänglich machten.

Alcácers Schwierigkeiten in Sachen Fitnes und Verletzungen hatten wir zuvor erlebt. Die waren hinnehmbar, so lange dahinter eine Nr.2 als Stürmer in Reserve und verlässlich vorhanden war.

Und das konnte Götze dauerhaft nicht sein. Auch wenn die Scorerwerte in der vorangegangenen RR gut waren, Götze hat für einen alleinigen zentralen Stürmer einen deutlich zu schwachen Abschluss und ein Kopfballungeheuer wird er auch nicht mehr.

Einerseits Brandt zu holen, Götze ohne veränderte Konditionen und ohne ihn unter Druck zu setzen zu behalten und gleichzeitig Isak abzugeben, ist eine Kombination, die nicht zusammen passt. Dadurch wurde die Offensivreihe hinter dem MS künstlich aufgebläht, während ein vernünftiger BU für Alcácer nicht in Sicht war. Man hätte entweder darauf hinarbeiten müssen, Götze abzugeben oder zu deutlich besseren Konditionen zu verlängern um Mittel freizubekommen.

Sodann hätte man entweder Isak, wenn man noch von ihm überzeugt war, als Alternative halten oder aber mit den Spielräumen aus einem reduzierten Götze-Gehalt oder Verkaufserlös durch einen anderen BU ersetzen müssen. Brandt und Götze machte eigentlich keinen Sinn. Sinnvoll wäre gewesen auf Brandt zu verzichten, einen BU für den MS nachzulegen und Götze mehr Einsatzzeit in der Offensivreihe dahinter zuzugestehen oder aber Brandt zu verpflichten, dafür aber Götzes Abgang unter Anwendung aller zur Verfügung stehender Mittel zu erzwingen und wenn das die Androhung seiner dauerhaften Versetzung in die Trainingsgruppe 2 und zu den Amateuren bedeutet hätte.

Da liegen für mich ganz kapitalen, konzeptionelle Fehler, die man hätte vermeiden können, denn diese Fehler machten man ohne akuten sportlichen Druck oder Druck durch andere, nicht beeinflussbare Ereignisse.

Das verhält sich beim Großteil der von die angesprochenen Transfers, Schulz ausgenommen, bei dem wir uns aber sicher wenigstens darauf einigen können, dass er entschieden zu teuer war, anders.

Das ist weder auf das rein finanzielle herunterzubrechen, noch ist es ein grundsätzliches Problem für die Entwicklung, wenn man mal Spieler anschafft, die durchschnittlich stark sind und dafür die eine oder andere Million mehr auf den Tisch legt, als sie eigentlich wert waren.

Du beschwerst dich über Kagawa, Weigl, Sahin, Castro und Dahoud. Das kann ich jedenfalls im Hinblick auf Kagawa und Sahin nicht nachvollziehen, denn die brauchten sicher nicht mehr ihre Überperformance zustande die sie hier zu Klopps Zeiten mal hatten, aber sie waren solide Alternativen, die noch dazu zu sehr moderaten Preisen zurückgeholt werden konnten.

Dahoud war ein Talent, mit dem man experimentieren konnte, Weigl dito. Beide nicht in der Form entwickelt, wie man sich das gewünscht hätte, aber ein paar Irrtümer hat man unter seinen Talenten immer dabei.

Vorher waren es Spieler wie Emre Mor oder noch zu Zeiten des großen Über-Klopps Moriz Leitner und Leonardo Bittencourt.

Die kamen selbstehend für etwas weniger Geld, brauchten dann aber auch weniger ein, als sie wieder gingen.

In der Hinsicht, meine ich auch, dass vielen nach wie vor einfach nicht klar ist, welche Entwicklung die Transfers und Gehaltssummen in den vergangenen 10 Jahren genommen haben.

Wenn man vor 10-15 Jahren für ein Talent 3-5 Millionen verausgabte und es zündete nicht, ist das in Relation in etwa das gleiche, als wenn man es heute oder vor 3Jahren für 10-15 Millionen tut. Daran hat sich im Grunde nichts geändert.

Und schau die Klopps Kader von 2010-2013 an, wie viel Durchschnitt da darin war.

Subotic, Bender, Santana, Schmelzer, Feulner, Hajnal, Da Silva, Kuba, Zidan, Großkreutz Kevin, Chris Löwe, Moriz Leitner, Kirch, Bittencourt, Schieber.

Mit den Leuten im Kader und dann kommen die Spieler, die ihren Zenit überschritten haben, wie Dede, Uwe Moyela und Kehl noch obendrauf, zusätzlich zu den ganzen Nachwuchsspielern, die den Durchbruch bei uns nicht in dieser Form gepackt haben, haben wir zwei Meisterschaften und einen DFB-Pokal geholt, so wie im CL-Finale gestanden.

Ich würde mal sagen, das war weit mehr Durchschnitt, als was man da heute hat oder auch unter Bosz hatte. Der Unterschied zwischen dem damaligen Durchschnitt und dem heutigen Durchschnitt ist der, dass der damalige Durchschnitt spielerisch zusammen passte, sich sehr gut in ein Gesamtkonzept integrierte.

Das ist heute nicht der Fall, und kann es auch nicht sein, da in der Vergangenheit viel zu viele äußere Probleme am Werk waren, die unsere Transferpolitik getrieben haben, sodass man sie nicht mehr ungezwungen konzeptionell gestalten und auf Passgenauigkeit zuschneiden konnte.

Triffst du transferpolitisch suboptimale Entscheidungen oder änderst in zu kurzer Zeit zu oft den Trainer und damit auch die Transferpolitik, kannst du nur reagieren und diese Fehler verfolgen dich dann in Form der Kaderzusammensetzung, wenn es ganz beschissen kommt über 3-4 Jahre. Deswegen müssen wir in dieser Hinsicht vom Aktionismus weg und brauchen dringendst haltbarere Trainer, als in der Vergangenheit.

Wenn man nach jeder suboptimal gelaufenen Saison den Trainer feuert, und dann die Transferpolitik wieder umdreht, damit sie zum neuen Trainer passt, werden wir immer im Hinblick auf den Einsatz unserer finanziellen Mittel suboptimal darstehen.

Wenn wir wieder Erfolge, wie unter Klopp haben wollen, müssen wir wieder dahin kommen, wo wir transferpolitisch unter Klopp mal waren, nämlich in einen Zustand, in dem man es schafft äußere Einflüsse auf die Transferpolitik und häufige Brüche durch Trainerwechsel zu vermeiden. Dann kann man wieder gestalten und schauen was wirklich zusammenpasst oder es lassen.

Die Situation dafür ist eigentlich gut, zumal sich unser Zwang danach Spieler wirklich abzugeben, auf die Spielertypen der obersten Kategorie beschränkt, den Rest können wir ja mittlerweile halten.

Im Übrigen halte ich auch die Konzeption verfehlt um einen Kern starker Leistungsträger eine Mannschaft aufbauen zu wollen, dafür sind wir faktisch noch zu stark von deren Transfereinnahmen abhängig und dass wir uns ein Starensemble á la München nicht leisten können, sollte, meine ich, Konsens sein.

Nein, der Weg wäre eigentlich gezielt ein Gerüst zusammenzukaufen, was oberen Durchschnitt verkörpert und mit ein paar alten Hasen versehen ist, dafür aber sehr gut zusammen passt und da hinein dann die Supertalente, die man hat integriert.

Die Supertalente kann man nicht halten. Wenn man sich auf die als Kern der Mannschaft verlässt, hat man alle 2 Jahre einen größeren Umbruch, woraus man kein dauerhaft gut funktionierendes Kollektiv zimmern kann. Das sind mit Spielern, die irgendwo zwischen oberdem Durschnitt und instabil sehr gut stehenden Spielern anders aus, die können wir mit unseren finanziellen Möglichkeiten mittlerweile halten und das würde uns nicht mehr auseinander gekauft.

Ich sehe im Grunde genommen eine These, die unsere Transferpolitik seit Jahren bestimmt, die man mMn dringend überdenken müsste.

Und das ist die These, dass es heute gar nicht mehr möglich sei, á la Klopp eine Mannschaft über Jahre aufzubauen, da sie sofort auseinander gekauft würde, ebenso, dass man nicht in dieser Form mehr allzu lange an einem Trainer festhalten kann.

Ich persönlich halte das für einen Mythos, oder besser gesagt, für eine nicht zu Ende gedachte, unvollständige Annahme.

Es ist richtig, dass das in unserem jetzigen Modell nicht funktioniert. Freilich wäre zu hinterfragen, ob unser jetziges Modell das allein Seligmachende ist. Im Prinzip hat es uns erlaubt unsere Position zu konservieren. Wirkliche Fortschritte machen wir nicht, nur die Zahlen mit denen jongliert wird, werden immer größer.

Das Problem ist aber nicht zu viel Durchschnitt im Kader, sondern zu hohe Fluktuation bei den zu und Abgängen.

Und genau deswegen, liegt ein Teil des Problems darin, dass wir nicht zu viel Durchschnitt im Kader haben, sondern zu wenig. Denn Durchschnitt, ist ein Entschleunigungsmittel, dass die Fluktuation reduziert.

Ich bin der Meinung, dass es besser wäre, gezielt vom Spektakel wegzugehen und versuchen sich sehr viel stärker auf die Synergiefeckte von Spielern zu konzentrieren, die nur im Kollektiv wirklich stark sind. Die haben, sofern das erkennbar ist, einfach den unschätzbaren Vorteil, dass sie für andere Vereine einzeln sehr viel weniger interessant sind. Außerdem sind sie weniger Kostenintensiv, womit man sich, gegebenenfalls das eine oder andere Supertalent oder den einen oder anderen gestandenen Spieler als Ergänzung mehr leisten kann.

Im Grunde genommen ist unsere Transferpolitik in den vergangenen Jahren auf die Spitze getriebener Individualismus gewesen. Man hat Einzelspieler mit guten Leistungsdaten geholt, die Kompatibilität vernachlässigt, und bekommt deswegen seit Jahren kein wirklich funktionierendes Team zusammen. Ich möchte es pointiert sogar dahin zuspitzen, dass das letzte längerfristig funktionierende Team, was wir hatten, in seinem Kern noch aus der Klopp-Zeit stammte. Unser Erfolgsrezept war eigentlich mal ein ganz anderes.

Ich weiß, dass die von mir hier vertretene Ansicht unpopulär ist, weil sie weniger Glanz, weniger Namen und weniger Medienrummel bedeuten würde. Aus meiner Sicht ist wiederrum offensichtlich, dass wenn wir wieder längerfristig Erfolg haben wollen, wir zangsläufig die Dinge entschleunigen müssen. Ewiger Aktionismus, und Beschleunigung, die keine Zeit gibt, längerfristige Konzepte zu entwickeln, macht uns enorm von Einzelleistungen abhängig, von einzelnen Formkurven und unserer Fähigkeit die entsprechenden Spieler auch zu halten.

Wenn wir diesen Weg weitergehen oder noch weiter zuspitzen, läuft das darauf hinaus, dass wir uns rein über die spontan verfügbare individuelle Klasse immer wieder Materialschlachten mit unseren Kontrahenten leisten. Die werden wir aber gegen München stets verlieren und gegen Leipzig, sofern der Brausekonzern auch fern hin bereit sein wird, deren Bilanz nötigenfalls mit dreistelligen Millionenbeträgen auszugleichen perspektivisch verlieren.

Wenn wir uns da behaupten können, dann nur über den Aufbau eines leistungsfähigen Kollektivs, das längerfristig zusammenzuhalten ist. Das bedeutet aus meiner Sicht, dass man mehr Durchschnitt im Kader akzeptieren muss und das bedeutet, dass man akzeptieren muss, immer mal wieder 2-3 Jahre vom Titelkampf abgemeldet zu sein um dann wider 2-3 Jahre am Stück mitmischen zu können.

Durch die aktuelle Fluktuation werden wir nicht mehr in die Lage kommen wirklich gut funktionierende Mannschaften kosteneffizient aufzustellen. Funktioniert anderswo unter vergleichbaren Bedingungen auch nicht und ist mMn eine systemische Ursache.

Das hält uns auf einem einigermaßen konstanten Niveau, erlaubt uns aber keine großen Ausbrüche nach oben und unten. Wie ich das sehe, kann man das nur durch Entschleunigung durch einen anderen Charakter der Mannschaft, stärkere Betonung der kollektiven Leistung und letztlich auch einen insgesamt sparsameren Weg erreichen.

Bei dem muss man dann im Übrigen auch die Ausschläge nach unten hinnehmen, sprich von vornherein akzeptieren, dass man das eine oder andere Mal um die CL-Teilnahme möglicherweise hart kämpfen muss.

Bis dato, sehe ich uns auf einem ganz ähnlichen Irrweg, wie weiland Schlumpfhausen und den HSV. Beide standen im vergangenen Jahrzehnt immer oben aber deutlich hinter Bayern, beide haben versucht sich durch den Zukauf individueller Klasse den Weg nach oben zu erzwingen.

Beide hat das in die Stagnation, das Überspannen der finanziellen Möglichkeiten und zum Absturz hin geführt.

Der Unterschied zu uns liegt darin begründet, dass wir bis dato unsere finanziellen Mittel dafür nicht überstrapaziert haben. Das ist aber, wenn ich das an dieser Stelle einmal ansprechen darf, hauptsächlich dem Umstand geschuldet, dass sich der Modus, in dem die CL abgehalten wird, verändert hat und uns jetzt 4 feste Startplätze zur Verfügung stehen.

Sonstigen falls hätte man in der Vergangenheit jedenfalls schonmal in die Quali gemusst und ich denke, gewisse Erinnerungen an Brügge und die Folgen oder ans Hängenbleiben im UI-Cup, sollten langjährigen Fans inhärent sein.

MMn müsste man davon weg und es wäre jetzt eigentlich an Zorc und Watzke, zum Ende ihrer Amtszeit hin nochmal auf einen entsprechenden Paradigmenwechsel hinzuarbeiten, soweit es die Pandemie-Situation zulässt. Ob sie das tun werden, ist eine andere Frage.

Die Kritik an der Transferpolitik zwischen 2016 und 2019, halte ich, wie gesagt aber für deutlich überzogen. Sowohl, was die Bewertung einzelner Transfers angeht, als auch, was die These von zu viel Durschnitt angeht.

Es ist, meine ich, nach wie vor falsch, eine Transferpolitik einzig und allen daran zu messen, ob sie letztendlich aufgegangen ist oder nicht. Das ist eine Frage, die man stellen muss, aber darauf ist die Bewertung der Arbeit nicht zu reduzieren. Dazu gehört dann auch die Frage, ob einzelne Entscheidungen aus ihrer konkreten Situation heraus legitim waren, weil POTENZIELL sinnvoll.

Dementsprechend kann ich mich Bewertungen wie der des Schürrletransfers nicht anschließen. Sicher, der war zu teuer. Auf der anderen Seite hatte man gerade Rekordüberschüsse aus Transfers, so dass runterhandeln überall schwierig geworden wäre, man hatte Zugzwang und einen nicht ganz einfachen Trainer, mit dem man sich irgendwie einigen musste, noch konnte man Schürrles unglückliche Verletzung oder Dembélés Leistungsexplosion im Vorhinein absehen.

Insofern ist dieser Zug der Transferpolitik unstrittig nicht aufgegangen, aber er war in meinen Augen jedenfalls legitim. Wo gehandelt wird, da werden Fehler gemacht, nur wer nicht handelt, macht keine.

Entsprechend ließe sich das auch an den anderen Einzelfällen durchdeklinieren.

Im Hinblick auf die Transferpolitik 2016 bis in die zweite Hälfte von 2018, sehe ich die Leistung Zorcs und Watzkes eigentlich Letzendes positiv. Man hat da manche unglückliche Entscheidung getroffen, aber das war nicht das entscheidende Momentum für unsere Probleme.

Passiert dieser dämliche Anschlag nicht und hätte Tuchel im Anschluss nicht dieses vermaledeite Interview gegeben, hätte man Ende der Saison 2016/2017 mit einem rein leistungstechnisch einigermaßen funktionierenden Trainer da gestanden, mit einer Mannschaft, die im Kern jeweils zum Funktionieren zu bringen war, man wäre ggf. mit einem DFB Pokal dagestanden, möglicherweise auch mit mehr Mitteln aus einer weiteren CL Runde und hätte ohne radikalen Bruch nochmal anfangen können und vielleicht hätten unter Tuchel dann auch Schürrle und Rode noch ihre Chance gehabt, im zweiten Anlauf zu stechen. Ein großangelegter, kostenintensiver Totalumbruch, mit einem improvisierten Trainer, der eigentlich eher zweite Wahl war, wären dann nicht nötig gewesen.

So ist man durch äußere Einflüsse, die man nicht kontrollieren konnte fortgesetzt in Situationen geworfen worden, in denen man nur reagieren konnte. Watzke und Zorc haben es in der Zeit geschafft personell komplett umzurüsten, ohne den Kader stärke technisch insgesamt abrüsten zu müssen und sie haben es zusammen mit Favre in 2018/2019 final hinbekommen die Initiative, was die Personalpolitik angeht, zurückzugewinnen.

Das ist insgesamt, zumal es für solche Situationen keine Blaupausen gibt, aller Ehren wert und alles andere als selbstverständlich. Dass sich aus solchen Situationen heraus Reibungsverluste bei der Kaderplanung ergeben, die die weitere Entwicklung besten und über Jahre abgetragen werden müssen, so dass man im unmittelbaren Anschluss daran nur mit angezogener Handbremse weiterentwickeln konnte, ist dabei eine natürliche Konsequenz. Wer das nicht sehen mag, der lebt, platt gesagt, jedenfalls mal in einer anderen Realität als ich. die außerordentlichen Herausforderungen in außerordentlichem Maß Kräfte binden und dann gegebenenfalls über den Moment hinaus auch zur Erholung, noch einiges beanspruchen, ist in meinen Augen eine natürliche Sache. Dementsprechend ist das Watzke und Zorc zuzugestehen.

Mit der Transferpolitik in 2019 hat man demgegenüber konzeptionell reichlich ins Klo gegriffen und das kurzfristig durch einen Zugriff auf die für 2020 gedachten Mittel repariert.

2020, kann man meiner Meinung nach nicht bewerten, weil da zu viel blockiert war um wirklich gehalten zu können.

Ob Bellingham bei der Überbelegung der zentralen Positionen unbedingt sein musste, oder ob man da besser anderweitig investiert hätte, ist sicher eine Frage, die man diskutieren kann, aber von keiner entscheidenden Relevanz für unsere Gesamtlage.

Wie die Perspektive aussieht, wissen wir auch noch nicht. In Sachen Impfstoff etc. wird man ja davon ausgehen dürfen, dass man ab der kommenden Saison wieder seine Zuschauerpotentiale nutzen kann. Ob es nochmal einen Gehaltsverzicht der Spieler bis Saisonende gibt, wird man sehen und wie wir letztendlich durch die Pokalwettbewerbe kommen, ist ja auch noch völlig offen.

Wenn wir im DFP-Pokal kriegen, wissen wir ggf. heute Abend, sind ja durchaus noch eine Menge sehr machbarer Lose dabei und gegen Sevilla hat man in der CL ja durchaus Anlass hoffen zu dürfen das AF zu überstehen. Das ist keine Über-Mannschaft und die spielen eine ordentliche, aber keineswegs übermäßig starke Saison. Da steckt auch noch einiges an Spielraum drin.

Wie viel davon mobilisiert werden kann, wird am Ende mit darüber entscheiden (von der CL-Quali gehe ich einfach mal aus), wie gravierend die Fehler der letzten Saison am Ende gewesen sein werden.

Mit dem Sommer wird sich der Transfermarkt so weit normalisieren, dass man einen Teil der Leihspieler, die man nicht ersetzen muss, los wird.

Im Sommer werden wir keinen vollständig aber doch teil normalisierten Transfermarkt haben, weil es wieder einigermaßen Zukunftssicherheit gibt, auch wenn ein bisschen was an Einnahmen fehlt. Ich für meinen Teil würde damit rechnen, dass die meisten Spieler wieder in irgendeiner Form vermittelbar sein werden bei irgendwas um die 3/4 des Preises vor der Pandemie, weil sich noch einiges an Finanzen konsolidieren muss.

Bei Toljan wird bei Sassoulo die Kaufpflicht über die 5 Millionen sicherlich greifen, so wie die sich in der Serie A im Augenblick schlagen. Was mit Balerdi und Gómez wird, wird man sehen müssen. Wolf wird man an den Mann bringen können, wahrscheinlich für irgendwas an die 4-5 Millionen rum.

Gehen wir mal davon aus, sind das um die 10 Millionen für Spieler, die wir definitiv nicht ersetzen müssen. Vielleicht noch 2-3 Millionen mehr, je nachdem, wie weit wir in den Gehaltszahlungen noch drinhängen.

Ansonsten laufen aus dem Kader aktuell im Sommer dieses Jahres die Verträge von Schmelzer, Piszczek, Hitz und Passlack aus.

Piszczek wird wohl seine Karriere beenden oder hier jedenfalls wahrscheinlich keine Zukunft mehr haben, demnach wird man das Gehalt sparen können, auch wenns nicht die Welt sein wird.

Für Schmelzer wird entweder Feierarbend sein oder man bietet ihm als Geste nochmal einen Vertrag zu deutlich gekürzten Konditionen, so zu sagen, als eine Art Maskottchen, in jedem Fall wird auch da noch ein bisschen was zu machen sein.

Lass auch das nochmal 2-3 Millionen an Jahresgehalt sein, die man künftig nicht mehr zahlen braucht.

Bei Passlack bin ich mir so sicher noch nicht, was man mit dem machen wird, irgendeinen BU für Meunier wird man am Ende schon brauchen. Auf der linken Seite kann, ist man mit Guerreiro und Schulz nicht optimal besetzt, aber in jedem Fall erstmal hinreichend.

Hitz wird man, denke ich halten. Ist keine Granate aber ein solider zweiter Mann und bei den finanziellen Einbußen durch die Pandemie wird man derzeit keine zusätzlichen baustellen aufmachen wollen. Indes wesentlich bessere Angeboten als den aktuellen Vertrag wird Hitz im Augenblick nicht bekommen, demnach kann man mal davon ausgehen, dass man den kostenneutral wird verlängern können.

Was mit den 2022 auslaufenden Verträgen wird, halte ich generell für spannend, denn im Moment dürfte man bei jedem, der nicht gerade besonders stark aufspielt, ganz gute Argumente haben, das Gehalt nicht allzu stark nach oben anpassen zu müssen. Aber das ist Zukunftsmusik.

Gehen wir konservativ davon aus, wir werden Toljan, Wolf, Schmelzer und Piszczek, die im Moment alle keine Rolle spielen, für ne Gesamtsumme von noch 10 Millionen abgeben und dabei (selbst wenn man Schmelzer nochmal nen symbolischen Vertrag gibt), nochmal 5 Millionen an Gehalt einsparen.

Wären hieraus also über den Daumen an die 15 Millionen, die man nicht reinvestieren müsste. Das CL VV wären qua Prämien 10 Millionen an Mehreinnahmen gegenüber dem, was man geplant haben wird. Wie viele Einnahmen man aus dem DFB-Pokal verplant, weiß ich nicht. Der erste Gehaltsverzicht soll einen zweistelligen Millionenbetrag, also 10 Millionen + X eingebracht haben, schafft man es, das zu ähnlichen Konditionen bis zum Sommer nochmal durchzubringen, sind es vielleicht nochmal 7-10 Millionen.

Delaney, Dahoud und Witsel haben auf 2022 datierende Verträge, daraus werden wir wohl mindestens einen abgeben können und wahrscheinlich wird das Dahoud sein. Lass das nochmal 5-7 Millionen einbringen und 3 an Gehalt sparen, was man auch nicht zwangsläufig ersetzen muss.

Gehen wir davon aus, dass man versucht Delaney und Witsel zu halten, muss man, spätestens im Sommer mit beiden Vertragsgespräche führen. Ebenso mit Hummels, Zagadou, Akanji.

Bei Witsel und Hummels wird man altersbedingt die Konditionen senken können und dass die nochmal woanders hin wollen, ist unwahrscheinlich. Delaney wird man mehr oder minder wohl auf dem Niveau halten können, wenn man ihn beibehalten möchte, bei Zagadou wird man eine Schippe drauflegen müssen.

In Sachen Akanji kommen uns die Situation und seine bisher eher durchschnittlichen Leistungen, da, denke ich durchaus entgegen. Dass er irgendwann mal weiterziehen will, ist ja kein Geheimnis, aber momentan dürfte sich der Interessentenkreis der weine wirkliche Steigerung darstellt in Grenzen halten, zumal auch die sparen müssen und demgegenüber en masse günstigere Alternativen auf dem Markt sein werden. Insofern sehe ich die Chancen Akanji mittelfristig nochmal zu ähnlichen Konditionen zu verlängern ganz gut.

Wenn es einigermaßen gut läuft, können wir bei den Spielern, die wir behalten wollen, das Gehaltsniveau mittelfristig einigermaßen stabil halten. Und es ist über das CL VV und die weitere "Entschlackung" des Kaders realistisch gesehen noch einiges an Einnahmen drin, das wir nicht unbedingt reinvestieren müssen.

Nehmen wir mal gedanklich, 15 Millionen aus Toljan, Wolf, Piszczek und Schmelzer (Ablösen und Gehälter inbegriffen), vielleicht nochmal 10-12 für einen aus Witsel, Dahoud und Delaney, 10 Millionen aus dem VV der CL, so wie das erreichen und noch mal 7-10 aus einem möglichen zweiten Gehaltsverzicht, bewegt man sich in Dimensionen von vielleicht 35-40 Millionen, die man ohne den jetzigen Zustand des Kaders allzu sehr zu beeinträchtigen aufwenden könnte um die Verluste aus der Corona-Situation aufzufangen.

Gleichsam wäre dann nach Jahren der Kader mal wieder einigermaßen entschlackt.

Das halte ich für eine einigermaßen realistische und mindestens im Bezug auf eventuelle Ablösen einigermaßen konservativ kalkulierte Möglichkeit. Sollte man das einachren können, wird man im Sommer wieder einigermaßen handlungsfähig sein, auch ohne größere Verkäufe. Kurzfristig wird man durch Verlängerungen auch keine allzu großen Sprünge im Gehaltsetat zu erwarten haben.

In Sachen Steuern und Dividenden, wird man die nähere Zukunft aufgrund der durch die Pandemie möglichen Verlustvorträge sehr entspannt sehen können, in die Richtung wird jedenfalls mal weniger abfließen, als gewöhnlich, Dividenden vermutlich überhaupt keine.

Sofern das einigermaßen in die Richtung hinhaut, wäre die Angelegenheit damit eigentlich recht gut gelaufen und man stünde recht solide da. Vor allem, da man, meine ich dadurch absehbar in die Situation kommt, sich von den letzten größeren Brocken toten Kapitals im Kader zu trennen, käme man damit seit Jahren dann zum ersten Mal wieder in die Situation sein wirtschaftliches Potenzial in Sachen Kaderumbau einigermaßen voll auszufahren. Das wäre für die weitere Entwicklung eminent wichtig.

Indes führt das alles zu weit und ich werde mir für die Textwand hier auch so schon einigen Unmut zugezogen haben.

Um es abzuschließen, weite Teile dieser Kritik an Zorc kann ich nicht teilen, noch nachvollziehen, sofern sie die Zeit vor 2019 betreffen.

Um so mehr irritiert mich allerdings, dass bei der Kritik gerade auf 2019 relativ wenig Bezug genommen wird, obwohl das meiner Meinung nach auf Grund der veränderten Spielräume weit gravierendere Fehlkalkulationen aus der gegebenen Situation heraus waren, als alles, was in den vorangegangenen Jahren gelaufen ist.

Was mich ferner auch irritiert, ist, dass bei den Fehlern zumeist nur über das geredet wird, was getan wurde, ich aber über das, was unterlassen wurde, sich jedoch im Rahmen des Möglichen befand (z.B. Götze ein Ultimatum zu stellen) oder aber in dieser Hinsicht mit vollkommen überzogenen Perspektiven argumentiert wird, die sich de facto den operativen Handlungsmöglichkeiten von Watzke und Zorc stellenweise recht weit entzogen haben.

Was mich bei der Kritik und auch bei den Forderungen nach der weiteren Perspektive auch zunehmend irritiert, ist, dass sich die Kritik, was die Systematik unserer Transferpolitik angeht, zumeist innerhalb dieser Systematik bewegt, anstelle sie selbst mal einer gründlichen Revision zu unterziehen (Entschleunigung der Kader-Fluktuation durch eine andere Transfer- und Kaderplanungsstrategie z.B.).

Wenn ich Zorcs und Watzkes Arbeit in Sachen Personalplanung in den vergangenen 5 Jahren Revue passieren lasse, bekommen beide unter der Berücksichtigung der Gesamtsituation bis 2019 gute Noten, für den Sommer 2019 schlechte Noten, damit bin ich überhaupt nicht einverstanden, für den Winter 2019 wieder gute und ob man dieses Jahr in irgendeiner Form fair bewerten kann, was das betrifft, weiß ich nicht. Man wird es am Ende abrechnen müssen, je nachdem, auf welches Ergebnis die Saison führt.

Bellingham kann man diskutieren, ob man sinnvollerweise was anderes gemacht hätte, ich war seinerzeit dafür, allerdings auch unter der Prämisse, dass ich davon ausging, dass sich Dahoud noch irgendwo an den Mann bringen ließe. Ob ich das rückwirkend noch verteidigen kann, weiß ich nicht, muss in dem Fall aber dazu stehen, dass ich seinerzeit dafür war und es dementsprechend jetzt nicht kritisieren darf. Jedenfalls sehe ich nicht, dass diese Entscheidung unsere Handlungsspielräume massiv beeinträchtigt.

Mit der Entscheidung Favre in dieser Situation zu entlassen, war und bin ich nicht einverstanden, zumal ich Terzic nicht für den richtigen Mann halte signifikante Verbesserungen herbei zu führen. Warum dies, habe ich an anderer Stelle näher erläutert.

Es soll hier keine weitere Rolle spielen, ich halte die Entscheidung für einen Fehler. Aber diese Bewertung ist eine Momentaufnahme und wenn es Terzic gelingen sollte die Lage wesentlich zu stabilisieren und uns jedenfalls souverän in die CL zu führen, will ich das nicht weiter kritisieren. Ich bin weder ein Favre-Fanboy, der die Entlassung seines Lieblingstrainers nicht verknusen kann, noch habe ich irgendwelche persönlichen Aversionen für Terzic. Ich halte ihn für den falschen Mann. Wenn ich mich darin irre um so besser für den Verein und für Terzic selbst, jetzt wo die Würfel einmal gefallen sind, muss man ihm die Chance geben.

Was die Bewertung der Favre-Entlassung angeht, möchte ich noch dazu sagen, dass ich der Meinung bin, dass diese lediglich bis zum Saisonende und nicht darüber hinaus zu treffen ist.

Man hätte sicherlich perspektivisch ohnehin über Favre als Trainer nachdenken müssen. Seine Aufgabe uns oben zu stabilisieren hatte er einigermaßen erfüllt und ich persönlich bin mir sicher, dass er uns am Ende auch diese Saison in die CL geführt hätte.

Mehr erwarte ich nicht von ihm und hätte ich angesichts der Ausnahmesaison von ihm auch nicht erwartet.

Insofern unter Terzic oder sonst wem die CL einigermaßen sicher erreicht wird, will ich in dieser Hinsicht nichts weiter gesagt haben. Sollten wir die verfehlen, würde ich das in erster Linie Watzke und Zorc anlasten, weil sie da mMn absolut vorschnell einen bisher weitgehend im Rahmen der Vorgaben funktionierenden Trainer entlassen und interimsweise durch einen blutigen Anfänger als Cheftrainer ersetzt haben, der aus seiner Vertragssituation heraus keine vergleichbare Autorität aufbauen kann und das trotz des enorm eng getakteten Spielplans, der aufgrund der knappen Zeit, es selbst einem erfahrenen Mann schwer gemacht haben würde, entsprechende, tiefgreifende Änderungen hinreichend schnell zu implementieren. Wenn das gut geht, will ich nichts gesagt haben, der Sieger hat letztere immer recht und in einem Ergebnissport rechtfertigt das weitgehend die dazu eingesetzten Mittel, wenn sie nicht zu längerfristigen strukturellen Problemen führen und sich im Rahmen sportlicher Fairness bewegen. Sollte das schiefgehen, ist das das erste Mal seit Röber, wo ich Watzke und Zorc wirklich vorwerfen müsste, eine ganz gravierende Miesere selbst produziert und damit den eigenen jahrelang aufgebauten Erfolg, möglicherweise maßgeblich für die kommenden Jahre, torpediert zu haben."

VerfasserDmytro KrasiukQuelletransfermarkt.de
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