"Ich brauche den Kerl in den roten Schuhen": Wie Bayern einen unbekannten Schweden verpflichtete

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"Ich brauche den Kerl in den roten Schuhen": Wie Bayern einen unbekannten Schweden verpflichtete

Die 70er Jahre war für den FC Bayern München eine unglaubliche Zeit. Das Team kämpfte in jeder Saison um den Bundesliga-Titel, und nur Gladbach konnte mithalten. Noch beeindruckender sind 3 Europapokal-Erfolge in 3 Jahren von 1974 bis 1976.

Diese Serie konnte aber noch vor ihrem Beginn gestoppt werden - von einem Schweden in den roten Fußballschuhen in der ersten Runde des Europapokals 1973/74. Bayern spielte damals gegen eine mehr oder weniger unbekannte Mannschaft aus Schweden - Atvidabergs FF.

In Atvidaberg leben rund 7000 Menschen, deshalb waren die Bayern-Bosse an der Säbener Straße nicht allzu beunruhigt davon, gegen wen ihre Mannschaft spielt. Das Hinspiel endete mit 3:1-Sieg der Bayern und es gab zu diesem Zeitpunkt keine Anzeichen für Probleme.

Das nervöse Rückspiel

In Schweden wurde Bayern von einem Flügelspieler, der in Deutschland absolut unbekannt war, desorientiert. Er erzielte das erste Tor nach 7 Minuten, dann traf sein Teamkollege Wallinder. Der rechte Flügelspieler von Atvidaberg war an diesem Tag unglaublich - er war der Beste auf dem Platz und erzielte in der 72. Minute sein 2. Tor in diesem Spiel - 3:0! Wir wissen aber, dass Bayern nie geschlagen ist, bevor 90 Minuten vorbei sind.

6 Minuten später traf Uli Hoeneß und das Spiel ging in die Verlängerung. In diesen 30 Minuten gab es keine Tore mehr, was bedeutete, dass Bayern zum ersten Mal in der Geschichte Elfmeterschießen hatte. Sepp Maier war erfolgreich, und Bayern qualifizierte sich für die nächste Runde - in einem der härtesten Spiele des gesamten Wettbewerbs.

Bayern holt den besten Spieler des Gegners

Nach dem Spiel war Wilhelm Neudecker, damaliger Bayern-Präsident, wütend. Wie die Legende erzählt, sagte er gegenüber Robert Schwan, der damals Business-Manager des Klubs war: "Ich brauche den Kerl in den roten Schuhen!". Es ging um den 24-jährigen Conny Torstensson, der es nie sogar im Auge hatte, Profifußballer zu sein.

Später erzählte Torstensson: "1967 begann ich meine Karriere bei Atvidaberg. Das Team bereitete sich damals auf die erste Saison in der ersten Liga. Im Jahre 1972 spielte ich zum ersten Mal für das Nationalteam, nahm dann an die WM-1974 teil. Bei Atvidaberg hatten wir alle Jobs außer Fußball, trainierten aber hart und oft. Fast jeder kam zum Training nach dem Hauptjob".

Torstenssons Verpflichtung erwies sich als ziemlich schwierig. Er erklärte nach dem Karriereende, wie Bayern ihn kontaktierte: "Es gab damals keine Berater, mit Ausnahme des Eigentümers der ungarischen Restaurants, der die Spieler ein wenig konsultierte. Bayern rief ihn an, und er rief Benno Magnussen (Torstenssons Teamkollege) an, der mir erzählte, was passiert. Ein paar Tagen später unterschrieb ich den Vertrag auf der Blocknotenliste".

Mr. Europapokal - besser als Zlatan?

Nach dem Wechsel zu Bayern hatte Torstensson nicht zu viel Spielpraxis: In 4 Saisons bei dem Klub stand er nur 81 Mal auf dem Platz in der Liga, erzielte 11 Tore und lieferte 3 Assists. Öfter saß er auf der Bank und sah, wie die Bayern-Stars in der Bundesliga glänzten.

Obwohl er nicht oft in der Startelf stand, ist Torstensson bis heute in München eine sehr beliebte Figur. Der Grund? Er war immer einer der Besten im Europapokal. Als er zu Bayern wechselte, traf er noch viermal in derselben Saison, darunter gegen Ujpest im Halbfinale. In der nächsten Saison erzielte er nur ein Tor im Europapokal, war aber im Finale gegen Leeds herausragend und lieferte die Vorlage, als Franz Roth zum ersten Mal traf. Bayern gewann das Spiel mit 2:0. In seiner letzten Spielzeit beim FC Bayern war der Schwede mit 5 Toren und 3 Assists in 9 Spielen wieder eine wichtige Figur.

Was macht Conny jetzt?

Derzeit lebt Torstensson zusammen mit seiner Ehefrau in Schweden. Er erinnert sich aber immer noch liebevoll an seine Zeit beim FC Bayern: "Wenn Sie in München fragen, wer Mr. Europapokal ist, werden Leute antworten. Bei den Bayern war ich ein Arbeitspferd, ich half einfach jedem Spieler. Ich lief viel und arbeitete viel - diese Rolle mochte ich sehr".

Obwohl Torstensson ein echtes Arbeitspferd war, erreichte er das, wovon die anderen schwedischen Star-Spieler der letzten Generation nur träumten, und ist sehr stolz darauf: "Ich habe zweifellos die besten durchschnittlichen Statistiken von allen schwedischen Spielern, die mehr als 20 Spiele im Europapokal absolvierten, zum Beispiel Kim Källström oder Fredrik Ljungberg. Zlatan erzielte im Durchschnitt 0,4 Tore pro Spiel, ich habe 0,56 Tore pro Spiel. Außerdem gewann ich den Pokal dreimal und Zlatan gar nicht. In diesem Sinn war ich erfolgreicher, als Zlatan!".

Erinnert ihr euch vielleicht selbst an Conny?

VerfasserAnton SeitzQuelleTribuna.com
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