Großanalyse: Wie Bayern das Spiel gegen Barca innerhalb der ersten halben Stunde gewann

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Großanalyse: Wie Bayern das Spiel gegen Barca innerhalb der ersten halben Stunde gewann

Eine 2:8-Niederlage im Champions-League-K.O.-System fühlt sich an, als gehöre sie eher zu einem Zweispiel-Duell als zu einem Einzelspiel - und in gewisser Weise waren dies zwei getrennte Niederlagen für Barcelona. Es waren 4:1 und 4:1, in der 1. und 2. Halbzeit.

Die erste Niederlage war eine fußballerische Niederlage: Barca wurde von Bayern München absolut vernichtet. Bayern setzte den Gegner unter Druck und gewann auf den Flanken jeden möglichen Zweikampf.

Die zweite Niederlage war eine menschliche Niederlage: Die Katalanen gaben auf und ließen einen Spieler, der noch immer unter Vertrag bei Barca ist, Philippe Coutinho, innerhalb 15 Minuten 3 Torbeteiligungen zu sammeln.

Die Entscheidung, Quique Setien zu entlassen, wurde höchstwahrscheinlich schon nach den ersten 30 Minuten getroffen, als die Bayern 4 Tore erzielten. Über diese 30 Minuten werden wir heute sprechen.

Der auffälligste Unterschied zwischen den Mannschaften in dieser Partie war ihre unterschiedliche Kompaktheit. Hansi Flick ließ die Bayern in einem fast absurd kompakten System spielen, wie das Bild unten zeigt. Mit Ausnahme von Robert Lewandowski befinden sich die anderen 9 Spieler innerhalb des Mittelkreises mit einem Durchmesser von 18 Metern - über eine vertikale Distanz von maximal 12 Metern.

Hier ist ein weiteres Beispiel für dasselbe, diesmal mit einem Pass von Gerard Pique zu Nelson Semedo, der auf der rechten Seite durchläuft. Die Formation der Bayern ist hier eigentlich noch extremer. Schaut euch an, wie Luis Suarez und Leo Messi innerhalb Sekunden abseits sein werden. Noch ungewöhnlicher ist, dass auch der Schiedsrichter in eine Abseitsposition geraten ist.

Barcelona hingegen hatte nichts von der Kompaktheit Bayerns. Hier ist ein langer Pass von Jerome Boateng zu Lewandowski, der momentan tief zwischen die Linien spielt. Es ist einfach unmöglich, dass Barcelona Messi in einer ähnlichen Position gefunden hätte - sie hätten den Ball nicht durch die Linien spielen können, und Messi wäre sofort von zahlreichen Bayern-Spieler umgeben worden.

Hier ist ein weiteres Beispiel. Auch hier ist der Unterschied in der Form zu den obigen Bayern-Bildern auffallend. Barcelona ist vertikal und horizontal mehr gestreckt, die Stürmer machen nicht viel, im Mittelfeldquartett klafft eine riesige Lücke, weil Sergi Roberto tiefer gegangen ist, um Alphonso Davies zu verfolgen, und die Bayern haben mehrere Spieler zwischen den Linien.

Wenn es einen Spieler gibt, der die Probleme Barcelonas verkörperte, als er in Ballbesitz war, dann ist es Sergio Busquets. Unglaublich, hier verliert er den Ball nach drei Sekunden...

Dann gewinnt er den Ball wieder und verliert ihn nach 2 Sekunden...

Und nochmal 30 Sekunden später - zum 3. Mal.

Und Busquets ist definitiv kein schlechter Fußballspieler - das System von Bayern funktionierte einfach überragend.

Zum Vergleich: Der gleichwertige Spieler von Bayern München, Thiago Alcantara, brauchte bis zur 61. Minute für einen Fehlpass - und es war sein 52. Pass in diesem Spiel. Busquets verschenkte den Ball in den ersten 35 Sekunden dreimal.

Dass Barcelona unter Druck völlig nutzlos war, zeigte sich auch daran, dass die Katalanen den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum heraus spielen konnten.

Das Problem am Freitagabend war nicht unbedingt die Herangehensweise selbst, sondern die Art und Weise, wie sie eingesetzt wurde. Marc-Andre ter Stegen, der wohl beste Torhüter der Welt in den Situationen im Ballbesitz unter Druck, hatte einen katastrophalen Abend. Thiago wurde hier so gut angespielt, dass es fast gewollt schien...

Und 5 Minuten später tat er genau dasselbe noch einmal.

Und nochmal.

Und - ihr habt es richtig erraten - wieder...

Auch wenn es ter Stegen gelang, mit seinem Pass einen der Mannschaftskameraden zu finden, überwältigten die Bayern-Spieler im Pressing sogar Busquets und de Jong, die normalerweise in solchen Situationen hervorragend sind...

Hier erhält de Jong den Ball umringt von Robert Lewandowski, Thomas Müller und Leon Goretzka und verliert ihn in einer gefährlichen Position. Nochmals - dank des kompakten Systems, das Hansi Flick für dieses Spiel gewählt hat.

Auch wenn das Spiel nach einer halben Stunde im Wesentlichen zu Ende war, würde die Qual noch eine weitere Stunde dauern, und die Folgen dieser Niederlage werden für die Katalanen noch Monate andauern.

Aber diese ersten Minuten haben auf rein fußballerischer Ebene gezeigt, wie weit Barcelona von den Besten Europas entfernt ist - und die Bayern sind derzeit zweifellos das beste Fußballteam Europas, egal, was später in der Champions League passiert.

Den Artikel im Original könnt ihr hier lesen.

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VerfasserAnton SeitzQuelleThe Athletic
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