Kimmich vs. Neymar und unglaublicher Mbappe: Wie Bayern gegen PSG verlor und warum man Hoffnung nicht aufgeben muss

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Kimmich vs. Neymar und unglaublicher Mbappe: Wie Bayern gegen PSG verlor und warum man Hoffnung nicht aufgeben muss

1. Die wichtigste Frage vor dem Spiel war, wie Bayern den verletzten Robert Lewandowski ersetzt. Serge Gnabry und Eric Choupo-Moting waren die möglichen Optionen, aber Gnabry wurde positiv auf COVID-19 getestet und Flick hatte wohl keine Wahl.

Was den Rest des Kaders betrifft, gab es keine großen Überraschungen. Eine wichtige Wahl war zwischen Lucas Hernandez (vorsichtiger bleiben) oder Alphonso Davies (stärker im Angriff werden). Flick hat Lucas gewählt.

2. Paris musste sogar mehr Spieler ersetzen: Der größte Verlust war Marco Verratti - der "Geist des Mittelfeldes" bei Paris. Neymar kehrte jedoch zurück und findet wieder seine beste Form. PSG blieb ohne Stamm-Außenverteidiger (Dagba und Diallo wurden auf den Flügeln eingesetzt) und ohne Stamm-Trio im Mittelfeld (Paredes und Verratti verpassten das Spiel).

Ohne Mauro Icardi hatte Pochettino weniger Optionen im Angriff, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass er in der Startelf stehen würde. Der argentinische PSG-Cheftrainer entschied sich für Mbappe als Mittelstürmer. Auch ohne die verletzten Spieler hat Pochettino das 4-2-3-1-System behalten.

3. Taktischerweise waren alle Spielphasen ähnlich: Bayern im Angriff, Paris hofft auf Kontern. Wegen der Verletzungen waren einige wichtige Momente im Angriff der Münchener anders.

Zum Beispiel waren am Anfang des Spiels die Strafraum-Läufe von Leon Goretzka sehr wichtig. Nach seiner Verletzung musste Bayern eine Alternative finden: Coman und Sane wurde die torgefährlichsten Spieler des FC Bayern und spielte in der 2. Halbzeit gegen die Reservisten Dagba und Bakker, da Diallo sich auch verletzte.

4. Im Paris-Mittelfeld spielten Gueye und Danilo - ganz klar die defensiven Mittelfeldspieler. Mit dieser Wahl im Mittelfeld war das Szenario, dass Bayern ganz oft mit dem Ball ist, auch ohne den schnellen Treffer von Paris durchaus wahrscheinlich.

Bayern-Pressing verursachte das Tor: Die Mannschaft von Flick hatte eine Menge Spieler in der Mitte des Spielfelds und die Flanken blieb deswegen leer. Sane und Coman spielten im Pressing gegen die Innenverteidiger:

PSG wusste das und versuchte, die Flügel so oft wie möglich zu nutzen. Genau da fand Keylor Navas einen Teamkollegen. Weiter waren einfach die Stärken von Di Maria, Neymar und Mbappe entscheidend.

In der letzten Phase ging es mehr um die Fähigkeiten der Spieler, als um die taktischen Entscheidungen, aber diese Episode war überhaupt möglich, weil PSG: 1) die Bayern zum Pressing "einlud"; 2) ihre Überlegenheit auf den Flügeln nutzte, wenn Coman und Sane ihre Zonen verließen..

Während des Bayern-Pressings blieben die Flügel fast immer frei und Paris war immer bereit, das auszunutzen.

5. Das schnelle Tor bestätigte, dass wir das Szenario "geparkter Bus gegen Ballbesitz" sehen werden. In diesem Spiel verbrachte der Ball 14% der Zeit im Drittel von Bayern und 51% im Drittel von Paris. PSG verteidigte so tief, wie es nur möglich war.

In diesem Szenario war das Duell Kimmich vs. Neymar durchaus wichtig. Wegen dieses Duells war das Spiel so offen. Neymar spielte mit Kimmich fast nie, wenn PSG verteidigte, was Joshua eine fast absolute Freiheit gegeben hat. Kimmich war seinerseits überraschenderweise nicht gut genug bei der Verteidigung der Konter, was auch Neymar ziemlich viel Freiheit gab. Bayern nutzte die Situation besser, obwohl das Spiel verloren wurde.

6. Zuerst spielte Neymar ziemlich diszipliniert gegen Kimmich, was bestätigt, dass Pochettino ihn bat, das zu machen. Hier kann man das sehen:

Und folgt ihn auch später:

Aber dann wechselte der Brasilianer seine Prioritäten. Das andere Szenario war oft zu sehen: Neymar erholt sich in einer fortgeschrittenen Position, während die defensiven Mittelfeldspieler tief bleiben. Deshalb war Kimmich fast immer frei.

Joshua Kimmich sammelte 104 Pässe und das ist die erste Folge davon, dass Neymar in der Team-Verteidigung nicht spielen wollte. Zum Kontext: Kein anderer Spieler hatte mehr als 70 Pässe. Gewöhnlich hat Kimmich keine Chance, so frei zu spielen und so viel Einfluss auf das Spiel zu haben. PSG versuchte gar nicht, ihm Probleme zu bereiten.

Kimmich war der Spielleiter, er sammelte 12 erfolgreiche lange Pässe. Die Freiheit von Joshua erlaubte Bayern, so schnell zu spielen. Verteidiger von PSG waren einfach nicht bereit, so gut zu bewegen.

7. Die zweite Folge ist die direkte Gefahr von Kimmich. Er bereitete 10 Schüsse der Teamkollegen (niemand hatte mehr als 3). Bayern gab ihm eine Menge Optionen. Hier kann man sehen, wie Kimmich eine große Freiheit hat und die Teamkollegen ihm gleich 5 mögliche Optionen geben:

Hier ist Kimmich auch frei. Er nutzt die Situation aus und gibt einen guten Pass in den Strafraum ab:

Die Freiheit selbst bedeutet nichts, wenn ein Spieler nicht weiß, wie er sie nutzt. Kimmich wusste und es war ein großartiges Spiel, was die Arbeit mit dem Ball betrifft.

8. In den Angriffen von Paris dominierte jedoch Neymar. Erstens, er hatte keine bestimmte Position und durfte da Spielen, wo er wollte. Zweitens war Kimmich oft zu aggressiv. Es ist seine Schwäche, die nicht oft genutzt wird, aber Neymar ist ein Top-Spieler.

Es gibt ein paar Beispiele. Bayern verliert den Ball und Kimmich versucht gleich ein Tackling gegen Gueye, obwohl er 2 Gegner hinter sich hat und Goretzka auch in einer fortgeschrittenen Position ist:

Joshua kann den Ball nicht zurückgewinnen, PSG hat die Möglichkeit zum Kontern, während Bayern keine defensiven Mittelfeldspieler hat. Draxler hat hier den Ball und gibt ihn weiter an Neymar an:

Hier spielte Bayern in Unterzahl wegen der Verletzung von Goretzka, aber Kimmich verlässt trotzdem seine Position und geht in die Zone, wo PSG einen klaren Vorteil hat:

Ein paar Pässe und Neymar ist mit dem Ball zwischen den Linien. Die defensiven Mittelfeldspieler (hier Kimmich und Müller) sind hinter ihm und müssen aufholen.

Gewöhnlicherweise beeinflusst die aggressive Spielweise von Kimmich den FC Bayern nicht. Die Teamkollegen unterstützen seine Bereitschaft, immer aktiv im Pressing zu spielen, er ist oft erfolgreich in solchen Tacklings. Am Mittwoch war aber die Situation schwieriger: PSG ist sehr gut im Passspiel, es gibt Neymar zwischen den Linien, Innenverteidiger der Bayern waren nicht bereit, so hoch zu spielen wie gewohnt.

9. Am Anfang des Spiels waren die Läufe von Goretzka sehr wichtig für Bayern. Er verbrachte nur 30 Minuten auf dem Platz, hatte aber seine Chancen:

10. Bayern hatte 44 Flanken. Flügelspiel war sehr wichtig für den Plan von Flick, aber es war so effektiv wie möglich. Die Mannschaft von Flick war nicht so vorhersehbar, wie die meisten Teams, die so oft Flanken nutzen.

Die Schlüsseldetails: Kimmich kann die Angriffe sehr gut und schnell leiten; Bayern hatte eine Menge Spieler im Strafraum. In diesem Beispiel kann man sehen, dass Rechtsverteidiger Pavard da ist.

Und hier ist Alaba dabei:

Der zusätzliche Spieler war fast nie der Spieler, der schoss, aber diese Hilfe gab den anderen Spielern im Strafraum mehr Freiheit.

11. Die Verletzungen beeinflussten beide Teams. Die Teams wurden noch offener und das Spiel auch: Bayern musste das Spiel mit dem IV-Duo von Boateng-Hernandez beenden (in der Startelf standen Alaba und Süle).

Paris verlor Marquinhos und Diallo, in der Abwehr spielte Danilo, links agierte Bakker (gewöhnlich hinter Bernat, Kurzawa und Diallo).

12. Links- und Rechtsverteidiger von Paris waren die wahrscheinlichen Schwächen von Paris in der 2. Halbzeit. Bayern hat Coman und Sane auf diesen Positionen, PSG - die Ersatzspieler. Am Ende des Spiels wurde Spiel der Bayern einfacher: Möglichst schnell den Flügelspieler finden, in den Strafraum kommen und einen Partner finden, der schießt.

So kreierte Bayern 2 Torchancen in den letzten 10 Minuten:

13. Choupo-Moting hatte ein besonderes Spiel. Der Kameruner spielte als Lewandowski-Ersatz gegen den ehemaligen Klub und hatte fast keinen freien Platz.

Unter allen Umständen war Choupo ziemlich gut und verdiente Lob. Er traf, hat 3 Schüsse vorbereitet, schoss fünfmal im Strafraum.

Lewandowski hätte in so einem Spiel wahrscheinlich den Unterschied ausmachen können. Er bewegt sich sehr klug, hätte noch mehr Schüsse im Strafraum und würde seine Chancen nutzen. Aber Choupo-Moting hat seinen Job auch gut gemacht, besonders wenn man sein Niveau in Betracht nimmt.

14. Kylian Mbappe war unglaublich gut, er ist der Hauptgrund dafür, dass Pochettinos Plan funktionierte. Selbst die Tatsache, dass er dabei war, machte Bayern-Pressing schwächer, da die Innenverteidiger Angst hatten, mitzumachen.

Und natürlich 2 Tore - ein sehr, sehr gutes Spiel.

15. Bayern war besser als PSG zu jedem Zeitpunkt des Spiels, nutzte aber seine Chancen nicht. Das Spiel war sehr offen, man kann nicht sagen, dass Bayern voll und ganz Kontrolle hatte. Trotzdem muss PSG sehr glücklich sein, das Spiel nicht verloren zu haben.

Die Qualität der Bayern bedeutet, dass es eine ganze Menge Hoffnung für das Rückspiel gibt. 3 Auswärtstore sind jedoch ein großes Problem und es ist immer ein Risiko, maximal offen gegen PSG zu spielen. Bayern hat natürlich Chancen, aber das Rückspiel wird definitiv nicht leicht sein.

Erwartet ihr, dass es Bayern gelingt, sich für das Halbfinale zu qualifizieren?

VerfasserAnton SeitzQuellesports.ru via Tribuna.com
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