Vor sechs Monaten beeindruckte die kanadische Nationalelf mit einer farbenfrohen Vorstellung bei der WM 2022. Außerdem werden die Kanadier zusammen mit den Vereinigten Staaten und Mexiko die nächste WM ausrichten, aber der lokale Fußball hat plötzlich ein ganz anderes Problem.
Der Kanadische Fußballverband steht kurz vor dem Bankrott.
Bankrott der Föderation - was sind die Risiken?
"Der Kanadische Fußballverband befindet sich in einer schwierigen finanziellen Lage", räumt der stellvertretende Generaldirektor Jason de Vos ein.
"Die Situation hat sich so weit verschlechtert, dass der Verband eine offizielle Bankrotterklärung in Erwägung zieht. Wir prüfen derzeit die Folgen eines solchen Szenarios für das Sportsystem des Landes. Natürlich ist dies der letzte Ausweg, aber wir müssen uns über alle Möglichkeiten im Klaren sein."
Der kanadische Fernsehsender TSN hat die Dokumente des Verbandes analysiert, aus denen hervorgeht, dass der kanadische Verband im Jahr 2022 etwa 4 Millionen kanadische Dollar ausgegeben hat (etwas mehr als 3 Millionen, wenn man in amerikanischen Dollar rechnet). Und die finanzielle Reserve der Organisation sank von 7,1 auf 2,4 Millionen im Jahr 2021.
Der Kanadische Fußballverband verhandelt bereits über die Neuunterzeichnung von Tarifverträgen mit den erwachsenen Nationalmannschaften, aber momentan kann man mit Sicherheit sagen, dass die Verhandlungen zwischen den Parteien ins Stocken geraten sind.
Was das denn bedeutet? Medien, die dem System nahe stehen, warnen vor mehreren Problemen:
- Kanadas erwachsene Nationalmannschaften werden nicht an internationalen Freundschaftsspielen teilnehmen können;
- Das Ausbildungsprogramm für Kinderfußballtrainer wird eingefroren;
- Die Mittel für ein globales Programm zur Ausbildung von Fußballschiedsrichtern werden abgeschafft.
"Offensichtlich gibt es wirtschaftliche Probleme. Wenn jemand gedacht hat, dass nach der WM 2022 alles rosig ist, dass plötzlich Geld reinkommt und Kanada das nächste Level erreicht, dann ist das nicht der Fall", bedauerte John Herdman, Trainer der Herren-Nationalmannschaft.
Warum der kanadische Verband in socher Lage ist, ist noch nicht bekannt.
Die Spieler wollen ebenfalls nicht helfen. Der Verband hat ein sehr schlechtes Verhältnis zu ihnen
Die Probleme haben die lokalen Beamten schon lange beschäftigt.
Im Juni 2022 kündigten die kanadischen Spieler vor einem Freundschaftsspiel gegen Panama einen Boykott an, weil sie sich mit dem Verband nicht einig waren. In einer Erklärung an die Medien warfen die Spieler den Offiziellen vor, die Verhandlungen zu verzögern und sich nicht auf einen Dialog einlassen zu wollen. Das Spiel wurde daraufhin abgesagt.
Zu den wichtigsten Forderungen gehörten:
- 40% des Preisgeldes für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Das sind etwa 3,6 Millionen Dollar - der nationale Fußballverband hat Anspruch auf mindestens 9 Millionen Dollar für die Qualifikation.
- Reisepaket für Freunde und Familienmitglieder, die mit den Spielern reisen;
- gleiche finanzielle Bedingungen für die Nationalmannschaften der Männer und der Frauen: gleiche Entschädigung für Spiele, gleiche Anteile an den Preisgeldern bei künftigen Weltmeisterschaften.
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